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fassend nicht in Erscheinung treten, z. B. durch gleiche Abstimmung, Parlament
und dergleichen, denn damit wäre die Demokratie und ihre ganze Kulturpest
wieder eingeführt. Aber muß denn alles in werkzeuglichen Einrichtungen zur
Erscheinung kommen? Die religiösen Mächte haben tausend- und abertausendmal
durch bloße Autorität die staatlichen und wirtschaftlichen Mächte gebeugt: so
wird auch Volks- und Staatsbewußtsein eine ungeahnte Macht sein und ein voll-
gültiges unmittelbares Verhältnis des Einzelnen zum Staate gewährleisten, zumal
d
lückenlos
organisierten
ständischen
Ordnung
t
werden
könnten;
Wobei
vollkommene
Ent-
erleit
D.
W i e w i r d d i e E r s t a r r u n g d e r s t ä n d i s c h e n
O r d n u n g e n v e r h ü t e t ?
Bisher haben wir die ständische Ordnung rein baulich betrachtet.
Ein anderes ist aber ihr Leben, ihre Veränderung, ihre Fortschrei-
tung.
Jede feste Massenordnung droht zu erstarren, wenn nicht für die
freie Übung und Beweglichkeit der bildenden Kräfte Spielraum ge-
lassen, wenn nicht für die stete Ergänzung und Blutauffrischung ge-
sorgt wird. Es sind vornehmlich zwei Mittel, welche die Vorsorge
dafür treffen: Erstens die freie Bewegung der B e g a b u n g e n
und Individualitäten, nicht zuletzt auf Grund der Freiheit und Zu-
gänglichkeit der höheren Bildung; zweitens die Offenhaltung gewis-
ser Gebiete des Wirtschaftslebens für freie Wirtschaftsbetätigung und
für umbildende neugestaltende Wirtschaftstätigkeit, worunter die
Anwendung neuer Verfahren, Erfindungen, Muster, Warenarten,
ebenso wie die organisatorische Neugestaltung der Unternehmungen
selbst verstanden wird.
Der erste Punkt geht auf eine allgemeine Neugestaltung des Er-
ziehungswesens zurück, wovon hier nicht mehr gesagt werden soll,
als daß die höhere Bildung möglichst unentgeltlich sei, und daß sie
ferner nicht Entscheidungen im frühen Alter erfordere, endlich die
Erziehung sich hauptsächlich in den ständischen Gemeinschaften
abspiele
1
.
An dieser Stelle wesentlich ist nur der zweite Punkt, der für die
Betätigung neu gestaltender Kräfte in der Wirtschaft und für das
Sich-Ausleben der Begabungen in ihr entscheidend ist. Ich glaube,
daß das wichtigste Mittel darin gelegen sei, die f o r m e l l e G e -
1
Weiteres hierüber unten § 36.