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n o c h z u c h a r a k t e r i s i e r e n d e n G e b i e t e s

(II3).

Dies

erweist sich hauptsächlich zweifach:

Einmal ist nicht alles wechselbeziehliche Geschehen zwischen

„psychischen Einheiten“ gleichzeitig sozialwissenschaftlich und psy-

chologisch erfaßbar. Allerdings kann z. B. der isolierte Tauschakt

psychologisch als bestimmte Assoziationsfolge usw. und gleichzeitig

sozialwissenschaftlich als Opferausgleich oder Tausch charakterisiert

werden. Wie aber etwa das Verhältnis von Angebot und Nachfrage

psychologisch zu erfassen wäre oder wie umgekehrt jede leise Stim-

mung oder dergleichen Raum für eine sozialwissenschaftliche Er-

fassung bieten könnte, ist nicht abzusehen. Die Wechselwirkung,

der Kampf verschiedener Motive, der dabei vorliegen mag, kann

z. B. auch nicht als „Tausch“, der doch nach S i m m e l nur ein

einfacher Ausgleichsprozeß zwischen subjektiven Vorgängen ist,

aufgefaßt werden. Denn die Ausgleichung braucht z. B. gar nicht

einzutreten, wie etwa, wenn ein solches Erlebnis infolge einfacher

Ablenkung der Aufmerksamkeit (vielleicht durch Auftreten eines

heftigen Schmerzes oder dergleichen) jähe Beendigung erfährt.

Sodann aber wird ausschlaggebend, selbst wenn von dieser Erwä-

gung abgesehen wird, folgender Umstand: die Psychologie beschreibt

dieselben Vorgänge „psychischer Wechselwirkung“, von denen z. B.

beim Tauschbegriffe die Rede ist, d e n n o c h n i c h t a l s

„ T a u s c h “ , sondern in grundlegend anderer Weise, nämlich als

Assoziation, Motivation, Kontrast usw. Nun soll aber der Begriff

des Sozialen gerade angeben, worin die Eigenart s o z i a l e r Tat-

sachen, oder nach S i m m e l ausgedrückt: psychischer Wechsel-

beziehung als s o z i a l e r besteht — was j e d o c h , wie klar er-

sichtlich, die S i m m e l s c h e B e s t i m m u n g g r u n d s ä t z -

l i c h n i c h t l e i s t e t u n d g r u n d s ä t z l i c h n i c h t z u

l e i s t e n v e r m a g .

Sie wird namentlich dadurch g r u n d s ä t z l i c h unfähig, den

Begriff des Sozialen zu konstituieren, daß die Wechselbeziehung

psychischer Einheiten auf a l l e Bewußtseinsvorgänge des Indivi-

duums erweitert wird. (Wenn dies nicht der Fall wäre, wäre sie

überhaupt materiell ganz ärmlich und noch unrichtiger.) Denn nun

besagt sie nichts mehr, als daß ü b e r h a u p t e i n p s y c h i -

s c h e s G e s c h e h e n es ist, was die Welt des Sozialen ausmacht.

Daß sich dieses Geschehen als Wechselwirkungsvorgang (scheinbar