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die heutige individualistische des Großkapitals, der Weltbörsen, des spie-

lenden Zwischenhandels, gut oder schlecht sei. D u r c h d i e g r u n d s ä t z -

l i c h e

N o t w e n d i g k e i t

d e r

M a r k t r e i f e

k a n n

e i n e

s c h l e c h t e F o r m e b e n s o w e n i g g u t w e r d e n , w i e d u r c h

d i e g r u n d s ä t z 1 i c h e E r g i e b i g k e i t d e r

D a m p f m a s c h i n e n

e i n e s c h l e c h t e M a s c h i n e g u t w i r d . Überwucherung von Markt-

reifetätigkeit und namentlich Überzentralisation der Kapitalsmacht einer-

seits und schlechte Standortsverteilung der gewerblichen Betriebe anderer-

seits (deren Überzentralisation eine zu große Vermittelung nötig macht)

sind die schwersten Schäden, die sich bei der heutigen, individualistischen

(vulgo kapitalistischen) Marktreife zeigen und am Marke des Volkswohl-

standes zehren können.

IV.

Innerhalb der Marktreife ist die Marktreife des Geldes vor

Marktreife und Werkreife der Ware (Leihe ist vor Handel und

Erzeugung)

Das Wesen des Geldes wird nach verschiedenen Theorien ver-

schieden erklärt. Wir selbst haben es andern Ortes

1

als ein Gebilde

der Gemeinsamkeitsreife, demnach als „Kapital höherer Ordnung“,

erklärt. Denn die Währungsverfassung eines Landes, sei sie nun in

Gesetzen oder auch nur in Marktsitten und Überlieferungen nie-

dergelegt, ist zweifellos Kapital höherer Ordnung; die einzelne

Geldform aber nur eine besondere Erscheinungsweise der Wäh-

rungsverfassung. Also ist Geld in jeder Gestalt und Anwendung

Kapital höherer Ordnung. Doch haben wir uns an dieser Stelle in

den Streit der Geldtheorien nicht einzumischen

2

.

/

1

Vgl.: Fundament der Volkswirtschaftslehre, 4. Aufl., Jena 1929, S. 181 ff.;

Kämpfende Wissenschaft, Jena 1934, S. 69 f.; Die Haupttheorien der Volks-

wirtschaftslehre, 23. Aufl., Leipzig 1933, S. 184 ff. [25. Aufl., Heidelberg 1949,

S. 200 ff.].

2

Immerhin sei folgender Hinweis hier zur Klärung hinzugefügt: Dem

folgerichtigen I n d i v i d u a l i s m u s ist Geld eine Ware (Metallismus);

Leihe (Kredit) daher: Überlassung einer Ware zur fremden Benützung;

Geldkredit im besonderen: Überlassung schon vorhandenen Bargeldes zur

Benützung. Daraus folgt eine auf Bardeckung aufgebaute Geld- und Kredit-

verfassung, wie sie die C u r r e n c y t h e o r i e verlangt (abgeschwächt:

die B a n k t h e o r i e ) .

U n i v e r s a l i s t i s c h ist Geld Kapital höherer Ordnung; Kredit:

Stiftung einer neuen Wirtschaftsgemeinsamkeit zwischen hinausleihender

und hereinleihender Wirtschaft mit neuer Fruchtbarkeit. Weder in der

Sachleihe (Realkredit) noch in der Geldleihe ist daher nur die Benützung

schon vorhandenen Realkapitals oder Bargeldes das Wesentliche, vielmehr

tritt der neu h i n z u k o m m e n d e W i r t s c h a f t s v o r g a n g in der

neu gestifteten Wirtschaftsgemeinsamkeit in den Vordergrund. Kredit als

Sach- wie als Geldleihe hat daher selbst zugleich eine stiftende, organi-