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Das Eigenleben des einzelnen Wirtschafters ist damit nicht geleugnet,
vielmehr in seiner G l i e d h a f t i g k e i t erst erklärt
1
.
/
B.
Der P r e i s a l s Z u s a mm e n t r e f f e n s u b j e k t i v e r
W e r t s c h ä t z u n g e n
Dem individualistischen Standpunkte Mengers und seiner Schule
gemäß soll auch der Preis aus der subjektiven Wertschätzung der
Einzelnen entstehen. Es führen, sagt Zuckerkandl, „die rein psychi-
schen Wertempfindungen [der Einzelnen] zu mengenmäßigen Ge-
genüberstellungen von Gütern
2
, es kommt zur Quantifizierung der
subjektiven Werte
3
“. Auch das muß die ganzheitliche Volkswirt-
schaftslehre ablehnen. Wie nirgends die Wirtschaftserscheinungen
durch Zusammentreffen Einzelner entstehen, so kann sich insbeson-
dere auch nicht der Preis dadurch ergeben.
Vielmehr gilt: Der Markt ist kein zusammengeschneiter Haufen
von Käufern und Verkäufern; Angebot und Nachfrage ist kein zu-
sammengeschneiter Haufen von Gütermengen, Bedarfen und Wert-
schätzungen; die Wertschätzungen der Käufer und Verkäufer sind
keine selbstwüchsigen, keine der Subjektivität der Wirtschafter an-
gehörigen Schätzungen. Richtig ist vielmehr: daß Markt und Tausch
das Gelenk sind, in welchem sich die ein Gut erzeugenden und die
ein Gut verwendenden Betriebe zusammenfügen und die Leistungen
auf eine höhere Verrichtungsphase gebracht werden; daß dies mit
Hilfe schöpferischer Mittel (Marktorganisation, Marktreife) ge-
schieht; daß Angebot und Nachfrage darum nicht eigentlich quanti-
tativ zu verstehen seien, sondern als sinnvolle Ausgliederungsergeb-
nisse der gesamten Volks- und Weltwirtschaft; daß daher die Markt-
personen nicht als Subjekte, sondern als Verrichtungsträger wirt-
schaftlicher Ganzheiten (Haushaltung, Betrieb; mittelbar: Geschäfts-
zweig, Volkswirtschaft, Weltwirtschaft) und deren Ausgliederungs-
erfordernisse zu betrachten seien. Daraus folgt aber, daß/für die
Wertschätzungen der Käufer und Verkäufer nicht zuerst ihre Sub-
1
Vgl. oben S. 31 f„ 59 f., 114 f„ 117 und öfter.
2
Zum Beispiel indem auf dem Markte jeder eine bestimmte Geldmenge
für ein Gut zu geben oder ein Gut gegen eine bestimmte Geldmenge feilzu-
halten gewillt ist (Spann).
3
Robert Zuckerkandl: Artikel Preis im Handwörterbuch der Staatswis-
senschaften, 4. Aufl., Bd 6, Jena 1925, S. 998 f.