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unwichtigen gestellt werden dürfen. Die lebenswichtigen Leistun-

gen bleiben, so könnte man weiter sagen, immer, was sie sind,

trotzdem für einen bestimmten Zielerreichungsstand auch lebens-

unwichtige Leistungen herangezogen werden müssen. Die Lei-

stung des Herzens für das Wohlbefinden sei trotzdem nicht die-

selbe wie die des kleinen Fingers, die der Dampfmaschine, welche

viele Arbeitsmaschinen treibt, nicht dieselbe wie die einer einzelnen

Arbeitsmaschine und so fort. Das würde ja auch die verschiedene

Wirkung beweisen, die sich ergibt, wenn man das Herz, die Dampf-

maschine, den kleinen Finger oder eine Arbeitsmaschine ausfallen

ließe.

Bei näherer Prüfung zeigt sich, daß diese Einwände den Begriff

der Gleichwichtigkeit nicht erschüttern können. Mag sein, daß ein

Mensch, dem Ohren, Nase, Hände und Füße abgeschnitten sind,

noch weitervegetieren kann, weil das Herz unverletzt ist; so muß

man doch fragen, wofür dann das Herz noch da ist, wenn alles

„Unwichtige“, alles das, was das Leben erst lebenswert machen kann,

fehlt? Das unentbehrliche Glied weist eben auf das vollendende und

üppige hin, das Notwendige ist die Grundlage der Fülle; mit ab-

nehmendem Nutzen und innerer Schichtung der Nutzungen, wie

das Gossensche Gesetz will, fällt also die Verschiedenheit der Or-

gane nie zusammen. — Aber vor allem haben wir es ja nie mit

einzelnen Gliedern zu tun, sondern stets nur mit bestimmten Ganz-

heiten. Nicht einzelne Glieder leisten, sondern nur die jeweilige

Ganzheit von Gliedern, wie oben wiederholt ausgeführt wurde.

In der Volkswirtschaftslehre haben wir es daher auch nie mit

dem allgemeinen Gattungsnutzen zu tun, z. B. von „Wasser“, von

„Edelsteinen“, denn dieser ist etwas Abstraktes, / das keinen „Wert“

und keinen „Preis“ erlangen kann. Die Volkswirtschaftslehre hat es

nur mit jeweils bestimmten, mit jeweils handgreiflichen Leistungen

zu tun — mit den Leistungen, die sich in einem bestimmten Lei-

stungsstande ergeben, z. B. mit der Nutzwasserversorgung einer

Fabrik. Die Leistung von „Wasser“ hängt nicht nur von dessen

eigener Menge, sondern mehr noch vom Zusammenspiel mit an-

deren Mitteln und Zielen (demgemäß auch mit den vertretbaren

Stoffen usw.) ab. Daher bedeutet dasselbe Wasser in einer Fabrik, in

einem Haushalte und auf einem Landgute etwas anderes. Schon seit

Schäffle (noch vor Menger) ist die Wahrheit in der Volkswirtschafts-