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3.
Damit kommen wir zu einer entscheidenden Folgerung:
E i n e „ e x a k t e “ , m a t h e m a t i s c h b e g r ü n d e t e W e r t -
r e c h n u n g i s t g r u n d s ä t z l i c h u n m ö g l i c h . Jede Wert-
theorie, die so weit geht, die Wertschätzungen der Wirtschafter
nach mathematischen Gesetzen und Formeln bestimmen zu wollen,
macht sich grundsätzlicher Fehler schuldig und will mehr leisten,
als der praktische Wirtschafter selbst leistet und je leisten kann.
VI.
Die innere Wertentfaltung
im Gliederbau der Leistungen auf dem Grunde der Gleich-
wichtigkeit
A. Die M i t l e i s t u n g e n u n d M i t w i c h t i g k e i t e n
„Keine Ganzheit schafft allein“ (
1
). „Keine niedere Ganzheit
schafft ohne die höhere“ (
2
). „Nicht ist nur Mitte, nicht ist nur Um-
kreis“ (
3
). „Nichts ist nur in einer Ganzheit Mitte, nichts ist nur in
einer Ganzheit Umkreis“ (
4
).
Diese Sätze der Kategorienlehre
1
müssen wir uns vergegenwär-
tigen, wenn wir die innerste, geheimste Wirksamkeit der Gleich-
wichtigkeit belauschen wollen; wenn wir erkennen/wollen, wie aus
der Gleichsetzung aller Leistungen, die in der Gleichwichtigkeit
liegt, dennoch jene mannigfache Abstufung der Werte, jene ver-
schiedene Wertigkeit kommt, welche noch vor jeder anderen Ver-
schiedenheit liegt, die in der mengenhaften Ausgliederung der Lei-
stungen zur Erscheinung kommt.
Der Schlüssel zu diesem verborgensten Bereiche des ganzheit-
lichen Lebens ist in den angeführten Sätzen gegeben. Sie lehren uns:
daß wir den Gliederbau der Leistungen rein ideell verstehen müs-
sen und uns aller stofflichen, aller mechanischen, aller materialisti-
schen Vorstellungen dabei durchaus zu begeben haben. Kein Glied
ist allein dadurch bestimmt, daß es sich selbst gleich ist (Identität),
das heißt also, für sich besteht; sondern zugleich dadurch, daß es in
einem höheren Ganzen nochmals enthalten, in ihm „ r ü c k v e r -
1
Vgl. meine Kategorienlehre, Jena 1924, S. 251 ff. [2. Aufl., Jena 1939,
S. 264 ff.].