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lungen und ihre Ergebnisse, deren Verlauf und Wirkungen fest-

stellen.“

1

Da sonach die M o t i v a t i o n s l e h r e als der indirekte Ver-

such betrachtet werden muß, dem Problem der Verhältnisbestim-

mung von Wirtschaft und Gesellschaft gerecht zu werden — näm-

lich von den U r s a c h e n des wirtschaftlichen Handelns her seine

gesamte gesellschaftliche Bedingtheit zu erfassen — müssen wir uns

hier näher damit beschäftigen.

Den ersten umfassenden Versuch, ein System der Motive des

wirtschaftlichen Handelns aufzustellen, hat A d o l p h W a g n e r

gemacht. Wir wenden uns zuerst ihm zu.

Um dem Vorwurfe zu entgehen, daß ich die abstrakte und die historische

Richtung durcheinanderwerfe, indem ich an dieser Stelle Wagner abhandle, muß

ich folgendes bemerken:

Gemäß unserer Ansicht, daß den Kern des nationalökonomischen Methoden-

problems nicht das Verhältnis von Induktion und Deduktion bildet, sondern das

grundsätzliche Verhältnis des Wirtschaftlichen zum Gesellschaftlichen (also: Maß

und Möglichkeit einer grundsätzlichen Isolierung des Wirtschaftlichen und der

Bestimmung von dessen Verhältnis zur gesellschaftlichen Wirklichkeit) — gemäß

dieser unserer Ansicht vom Wesen des Methodenproblems müssen wir auch

Nationalökonomen, wie Adolph Wagner, Albert Schäffle (und andere) zur histo-

rischen Richtung rechnen. Denn der grundsätzliche Konflikt zwischen abstrakter

und historischer Richtung ist darnach der, ob das Eigeninteresse die e i n z i g e

Voraussetzung der nationalökonomischen Theorie ist. Es ist leicht einzusehen,

daß es dann einen vermittelnden Standpunkt — wie ihn etwa Wagner anstrebt

einfach nicht gibt: geht die E i n z i g k e i t der methodologischen Voraus-

setzung verloren und sollen dafür a l l e Motive des empirischen wirtschaft-

lichen Handelns gleichmäßig berücksichtigt werden, so geht überhaupt die

M ö g l i c h k e i t d e r D e d u k t i o n und damit der s t r e n g t h e o r e -

t i s c h e C h a r a k t e r der nationalökonomischen Theorie verloren; während

andererseits allerdings eine größere Annäherung an die Wirklichkeit erzielt wird

aber eben hauptsächlich durch Beschreibung, mithin h i s t o r i s c h , nicht

t h e o r e t i s c h .

Die Verschiedenheiten, die zwischen der historischen Schule im engeren Sinne

und Gelehrten wie Wagner und Schäffle noch bestehen, sind daher in metho-

discher Hinsicht nur als akzidentielle, als praktische, aber durchaus nicht als

grundsätzliche zu betrachten. Darüber scheint man sich merkwürdigerweise nicht

hinlänglich klar zu sein. So heißt es bei S c h m o l l e r : „Der . . . Streit dreht

sich nur darum, in w e l c h e m M a ß e d i e D e d u k t i o n i n d e r V o l k s -

w i r t s c h a f t a u s r e i c h e , wie weit unsere Wissenschaft sei, welchen Schatz

wahrer Kausalurteile sie schon besitze, oder aus anderen Wissenschaften, haupt-

sächlich aus der Psychologie, entlehnen könne. Wer die politische Ökonomie für

eine nahezu fertige Wissenschaft hält. . . für den ist sie natürlich eine rein de-

1

Gustav Schmoller: Artikel Volkswirtschaftslehre, in: Handwörterbuch der

Staatswissenschaften, Bd 6, 1. Aufl., Jena 1894, S. 539.