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ein methodischer Unterbau der Volkswirtschaftslehre, die in gewis-

ser Hinsicht geradezu angewandte Psychologie sei, geschaffen werden

soll. Dabei legt Wagner besonders auf folgende drei Umstände Wert:

1. auf die individuelle Differenzierung der wirtschaftlichen Natur

des Menschen, 2. auf die Tatsache, daß die wirtschaftliche Natur nur

E i n e Seite des ganzen menschlichen Wesens sei und 3. auf die wei-

tere Tatsache, daß der Mensch doch ein e i n h e i t l i c h handeln-

des, wenn auch von verschiedenen Motiven bestimmtes Wesen sei.

— Die Analyse der Motive im wirtschaftlichen Handeln ergibt dann

folgendes Schema:

„A. Egoistische Leitmotive.

1.

Streben nach dem eigenen wirtschaftlichen Vorteile und Furcht vor eigener

wirtschaftlicher Not. Dieses Motiv hat im wirtschaftlichen Leben eine beherr-

schende Stellung inne.

2.

Furcht vor Strafe und Hoffnung auf Anerkennung.

3.

Ehrgefühl, Geltungs-Streben und Furcht vor Schande und Mißachtung.

4.

Drang zur Betätigung und Freude am Tätigsein, auch an der Arbeit als

solcher und an den Ergebnissen als solchen, sowie Furcht vor den Folgen der

Untätigkeit (Passivität).

B. Unegoistisches Leitmotiv.

5.

Trieb des inneren Gebotes zum sittlichen Handeln, Drang des Pflichtgefühls,

und Furcht vor dem eigenen inneren Tadel (Gewissensbisse).“

Diese Tafel der Motive muß, für sich betrachtet, in ihrem Aufbau

gewiß als unzulänglich, wenn nicht willkürlich bezeichnet werden.

Wäre sie aber auch anderen Inhaltes, hätte sie eine gute analytische

oder deduktive Grundlage — der Verwertungsversuch in der

„Grundlegung“ Wagners selbst hat deutlich gezeigt, daß eine Moti-

vationslehre unmöglich einen methodologischen Unterbau der Na-

tionalökonomie abgeben könne. Dies liegt in der Natur der Sache.

Denn mit der Einzigkeit des vorausgesetzten Motivs geht notwen-

dig auch die Möglichkeit einer s t r e n g e n Deduktion verloren.

Einer Vielheit von Motiven gegenüber müßte, um auch nur eine be-

dingte Deduktion zu ermöglichen, wenigstens die Frage beantwortet

werden: Woraus wir eine Erkenntnis des Zusammenspiels der Mo-

tive und ihrer W e r t i g k e i t überhaupt ableiten? — Diese Frage

ist aber in exakter Weise nicht zu beantworten.

* 3

N a t u r . “ (Adolph Wagner: Grundlegung der politischen Ökonomie, Bd 1,

3. Aufl., Leipzig 1892, S. 81).