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Einerseits ist dieser Versuch schon äußerlich keine wahrhafte

Lösung, denn mit der Flucht zur empirischen Wirklichkeit wird das

Problem, dessen prinzipielle Gültigkeit ja in der Problemstellung

anerkannt wurde, einfach v e r l a s s e n (weil mit dem Begriff der

empirischen Wirklichkeit der strenge Begriff eines Z w e i g e s der

Gesellschaft wieder aufgegeben ist).

Andrerseits ist selbst diese Art von Flucht zur empirischen Wirk-

lichkeit in sich widerspruchsvoll. Indem die Einzigkeit des Motives

aufgegeben wird, wird die Möglichkeit der strengen Deduktion und

sonach überhaupt der t h e o r e t i s c h e Charakter der National-

ökonomie aufgegeben; die eingeführte Vielheit von Motiven aber

kann von sich aus nicht einmal die Annäherung an das ersehnte Ziel,

die Erfassung der empirischen Realitäten, bringen.

So hat die jüngere historische Schule den alten Bau der Klassiker

zwar eingerissen, aber doch nur auf s e i n e n Fundamenten weiter-

gebaut. Das will heißen: Auf der Grundlage derselben Problemati-

sation, aber ohne auch nur e i n e ihrer Forderungen zu erfüllen.

Nach dieser ausführlichen Abhandlung der historischen Schule

kann die der abstrakten Schule desto kürzer gefaßt werden. Dies

um so mehr, als wir bei der letzteren einer klaren und erkenntnis-

theoretisch gut fundierten Problemstellung gegenüberstehen. Die

deduktive Richtung wird vorzugsweise repräsentiert durch C a r l

M e n g e r

1

.

Nach Menger hat jede einzelne theoretische Sozialwissenschaft die

Aufgabe, die in ihrem Gebiete liegenden Erscheinungen „auf die

Äußerungen der ursprünglichsten und allgemeinsten Kräfte und

Triebe der Menschennatur zurückzuführen und hierauf zu unter-

suchen, zu welchen Gestaltungen das freie und durch andere Fak-

toren ... unbeeinflußte Spiel jeder einzelnen Grundtendenz der

Menschennatur führt. Indem wir diese Richtung der Forschung ver-

folgen, gelangen wir zu einer Reihe von Sozialtheorien, deren jede

einzelne uns allerdings nur das Verständnis einer besonderen Seite

der menschlichen Tätigkeit eröffnet und demnach von der vollen

empirischen Wirklichkeit abstrahiert, deren Gesamtheit indes uns

1

Heinrich Dietzel: Theoretische Socialökonomik, Leipzig 1885, und andere

Vertreter der abstrakten Richtung können hier leider eine besondere Behandlung

nicht mehr finden.

3 Wirtschaft und Gesellschaft