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Jener Fall, in welchem die M e n g e n v e r h ä l t n i s s e d e r f ü h -
r e n d e n A n g e b o t e Ü b e r f l u ß i n d e n g e f ü h r t e n b e d i n g e n ,
bedeutet nicht, wie man jetzt zu behaupten pflegt, / daß das überflüssige
Nebenerzeugnis infolge „ a b n e h m e n d e n N u t z e n s " billig werde. Denn
gleichwie man zu einem Anzuge eine annähernd bestimmte Menge Tuches
braucht, was darüber ist, aber gar n i c h t , daher hier kein „abnehmender
Nutzen" mit der Vermehrung stattfindet, und auch kein „Grenznutzen" die
Folge ist; so auch bei den Nebenerzeugnissen. Es ist Ü b e r v e r h ä l t -
n i s m ä ß i g k e i t , n i c h t „ a b n e h m e n d e r N u t z e n " , was sich im
Falle des Überflusses an Nebenerzeugnissen zeigt. Denn nicht auf den
Nutzen kommt es bei Verwendungen primär an, sondern auf die Verhält-
nismäßigkeit der Aufwendungen. Wilde Früchte im Walde z. B. verfaulen
alljährlich in Massen nicht deswegen, weil sie abnehmenden Nutzen stiften
würden, sondern weil es an ergänzenden Aufwänden (Sammelarbeit, Zucker
für das Einkochen und dergleichen) in rechter Verhältnismäßigkeit fehlt.
So war vor Erfindung des Gefrierverfahrens in Australien das Hammelfleisch
zwangsläufig ü b e r v e r h ä l t n i s m ä ß i g angeboten und daher fast wert-
los; es war in geführter Stellung, man brauchte außer der Schlächterarbeit
und dergleichen seinen Ersatz nicht wie bei anderen verbrauchlichen Lei-
stungen eigens zu decken. — Man ersieht aus diesen Beispielen: daß die
in g e f ü h r t e r S t e l l u n g b e f i n d l i c h e n G ü t e r o d e r s o g e -
n a n n t e n N e b e n e r z e u g n i s s e i n b e d i n g t e m S i n n e d i e A r t
d e r u n v e r b r a u c h l i c h e n G ü t e r a n n e h m e n . Diese Art ist näm-
lich, wie wir wissen
1
, dadurch bestimmt, daß innerhalb bestimmter Grenzen
für den Ersatz nicht gesorgt zu werden braucht, da sie sich immer wieder
von selber einstellen. Auch die Nebenerzeugnisse stellen sich in diesem
Sinne „von selber" ein.
Auch eine andere nichtssagende Wendung pflegt die herrschende Lehre
in solchen Fällen der Überverhältnismäßigkeit zu gebrauchen. Sie sagt,
es sei das A n g e b o t g e g e b e n , d a h e r b e s t i m m e d i e N a c h -
f r a g e a l l e i n d e n P r e i s (welche Nachfrage dann noch geistvoll mit
„abnehmendem Nutzen" ausgeschmückt werden kann). — Was geschieht
aber, so fragen wir, wenn z. B. alte Gasrohre zu Zäunen verwendet werden?
Bestimmt auch da die „Nachfrage" den Preis? Die ganze Redensart ist nebel-
haft und unzureichend. Sie ist lediglich vom Standpunkte des Interessentei.
aus verständlich. Wesentlich ist vielmehr, um bei dem angeführten Beispiele
zu bleiben, daß solche alte Gasrohre, wenn sie für diesen Zweck erworben
werden sollen, nur höher als Altmaterial bezahlt / werden müssen, im übri-
gen aber ähnlich wie unverbrauchliche Leistungen, nämlich wie L e i s t u n -
g e n , d i e n i c h t a l s s o l c h e s i c h e r g e s t e l l t w e r d e n m ü s s e n ,
s o n d e r n s i c h v o n s e l b e r e i n s t e l l e n , zu behandeln sind. Gerade
dieser Fall ist lehrreich, denn er zeigt, daß nur innerhalb schwankender
Grenzen, die Spielraum für freie Bewegung lassen, über die Preise ent-
schieden werden kann. Die Verwertung der Gasrohre als Altmaterial einer-
seits, die Kosten für andere Zäune andererseits, sowie die Qualitäts- und
Dauerunterschiede der verschiedenen Arten der Zäune, kurz, ein w e i t -
s c h i c h t i g e r E r z e u g u n g s - , E r t r a g s - u n d V e r w e n d u n g s -
1
Vgl. oben über die sogenannten „freien Güter" oben S. 214 f.