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C.Die U m k e h r u n g d e r M e h r w e r t l e h r e . D a s „ R e c h t
a u f d e n v o l l e n A r b e i t s e r t r a g “ — e i n U n b e g r i f f
Wir erkannten, wie sich in jeder ausführenden Arbeit, z. B.
eines Eisendrehers, die vorgeordneten Leistungen, z. B. der Erfin-
dung und des Handelsvertrages, auswirken. Solche durch unver-
brauchliche Vorränge wirksame Leistungen werden von den Nutz-
nießern der letztstufigen und letztnachgeordneten Leistungen ein-
geheimst — diese eignen sich also schöpferische Leistungen un-
bezahlt an, gerade die schöpferischen Leistungen! Wir haben das in
Anwendung marxistischer Redeweise eine U m k e h r u n g d e r
M e h r w e r t l e h r e genannt, da sich die nachgeordneten und na-
mentlich die ausführenden Arbeiter um so mehr schöpferische Lei-
stungen unbezahlt aneignen, je tiefer sie in der Stufenleiter und in
der Vorrangleiter stehen! Die „Ausbeutung“ der schöpferischen
Arbeit, namentlich des Organisators, des ursprünglichen Kapitals
höherer Ordnung und höherer Stufe, ist daher die Folge; ferner
auch des Erfinders; des Lehrers und des Fortbildners der Erfindung,
des Konstrukteurs und Technikers. Man vergleiche z. B. die viel-
fach recht schwache wirtschaftliche Stellung des Ingenieurs in un-
serer Wirtschaft mit jener des Handelsreisenden.
Die „Umkehrung der Mehrwertlehre“ ist mehr als ein Sonder-
begriff mit der Bedeutung einer Spitze gegen Marx. Sie ist zum
Verständnis der gesamten Wirtschaftsgeschichte nötig. Der Wohl-
stand, dessen sich heute die Menschheit erfreut, wäre nicht möglich,
wenn die Wertanteile, die auf die Vergangenheit auf rechenbar sind,
wirklich aufgerechnet und auch nur annähernd bezahlt würden.
Wer z. B. auf einem Schraubendampfer nach Amerika fährt, zahlt
nichts für den Erfindergedanken. — Dieser Satz läßt sich aber auf
unendlich vieles in der heutigen Wirtschaft anwenden. Nur dadurch
kann sie alle jene Leistungen, die der Vergangenheit entstammen,
benützen, daß sie sie nicht mehr zu bezahlen braucht! Wie auch/
die Benützung geistiger Leistungen der Gegenwart mit hoher Vor-
rangstellung nur dadurch möglich ist, daß sie nicht oder nicht nen-
nenswert bezahlt werden. Wenn alle Verfasser so bezahlt würden
wie die Buchdrucker, so wäre der größte Teil des heutigen Bücher-
marktes unmöglich.