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groß ist, der Verfall der Wirtschaft, welche bestimmte Leistungs-
zweige nicht mehr so dotieren (vergüten) kann, wie es nötig ist,
z. B. an Kapitalarmut und Kapitalschwund leidet. Der Steuerdruck
kann aber auch fruchtbar wirken, wenn er nämlich einen verbes-
serten Umbau der Leistungsgliederung zur Folge hat, wofür die
alte Zuckerrübensteuer ein Beispiel ist, die zur Folge hatte, daß um
so mehr an Steuer gespart werden konnte, je besser die Rübe aus-
genützt wurde. — Es können aber auch in einer Wirtschaft die
K a p i t a l g e w i n n e zu hoch dotiert sein. Die Wirtschaft kann
dann einerseits an Überkapitalisation leiden, während die Löhne
der Massenarbeiter zu niedrig sein müssen, den inneren Markt
schwächen und zu Krisen führen. — Ebenso können aber die
L ö h n e wesentlich gesteigert werden. Dadurch kann sogar die
innere Gliederung der Leistungselemente gefördert werden, indem
besser genährte und arbeitsfreudigere Arbeiter, weniger kranke und
arbeitsschwache Elemente, kräftigere innere Märkte entstehen. In
solchen Fällen kann teils unmittelbar / (im Betriebe), teils vermittelt
durch die Vergrößerung der Märkte jener Ausfall wettgemacht
werden. Die Lohnerhöhung kann aber auch der Kapitalbildung Ab-
bruch tun. Wenn das nur Überkapitalisation oder öden Luxus der
Industriebarone verhindert, ist es wieder förderlich gewesen. Wenn
es aber bis zu Kapitalarmut und Kapitalschwund treibt, wird die
Wirtschaft verfallen.
Von d i e s e r A r t s i n d d i e e i n f a c h e n G l i e d e r u n g s -
v e r s c h i e b u n g e n
d u r c h
E i n k o mm e n s v e r ä n d e r u n -
g e n , die jeder Wirtschafter kennt. Dagegen sind die Verteilungs-
konstruktionen der individualistischen Schulen aus der Luft ge-
griffen. Für die Einkommensveränderungen sind daher niemals selb-
ständige, primäre „Preisgesetze“ maßgebend — solche gibt es gar
nicht —, sondern Umgliederungskategorien des Leistungsbaues.
Einkommensänderungen sind nur nach Maßgabe der Umgliede-
rungsfähigkeit der Wirtschaft möglich — Verteilung ist vor Preis!
Ein Ansatz für die Beweglichkeit der Preisanteile im Verhältnisse zuein-
ander findet sich bereits bei Ricardos bekanntem Satze „Profit + Lohn =
konstant"
1
. Dieser Satz war dadurch möglich, daß Kapital und Arbeit nach
Produktionskosten verrechnet wurden und der Profit als Überbleibsel (Rest-
1
Vgl. zur Darstellung mein Buch: Die Haupttheorien der Volkswirt-
schaftslehre, 23. Aufl., Leipzig 1933, S. 77 und 79 ff. [25. Aufl., Heidelberg
1949, S. 81 und 84 ff.].