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B. B l i c k a u f d i e G e s c h i c h t e d e r u n i v e r s a l i s t i -

s c h e n W i r t s c h a f t s w i s s e n s c h a f t

1. Vorläufer

Viele Lehrstücke der antiken Wirtschaftslehre (Platon, Aristote-

les) und der mittelalterlichen Wirtschaftswissenschaft (Thomas) kön-

nen als Vorläufer einer universalistischen Richtung angesehen wer-

den, so besonders das Lehrstück vom gerechten Preise. In geringe-

rem Ausmaße gilt das von den wirtschaftspolitischen Forderungen

des Merkantilismus und Kameralismus (Vorrang des Staates, wirt-

schaftliche Entwicklungspolitik und die Rolle des Geldes als eines

hervorreizenden Mittels dabei, die Independenzlehre der Kamera-

listen). In noch geringerem Umfange vom Physiokratismus (Gegen-

seitigkeits- und Entsprechungsbegriff), der ja den Anschluß der

Wirtschaftswissenschaft

an

die

individualistische

Sozialphilosophie

das erste Mal verwirklicht.

In der weiteren Entwicklung der Wirtschaftswissenschaften tre-

ten universalistische Lehrstücke erst wieder in der vom deutschen

Idealismus (Kant, Fichte, Schelling, Hegel) beeinflußten romanti-

schen Soziallehre auf, besonders bei A. Müller und Fr. v. Baader, in

ausgeprägter Weise bei dem genialen H. v. Thünen, bei Fr. List und

— abgeschwächt — in den beiden geschichtlichen Schulen der Natio-

nalökonomie. Sodann bei A. Schäffle und bei einer großen, ja im-

mer zahlreicher werdenden Reihe von Verfassern, die durch das Ge-

dankengut der genannten Richtungen beeinflußt erscheinen.

2.

Die universalistische Schule

Othmar Spann hat dann — weitgehend angeregt durch die ge-

nannten Vorläufer — den Universalismus in der Nationalökonomie,

der Gesellschaftslehre, der Verfahrenslehre und in der Philosophie

neu begründet.

Obwohl sich der Universalismus oder die Ganzheitslehre nicht

auf die Wirtschaftswissenschaften allein bezieht, gehören aus dem

Kreise der Schüler Spanns und der von ihm beeinflußten Forscher

und akademischen Lehrer zahlreiche der universalistischen Schule

der Wirtschaftswissenschaften an. Man könnte sie zum Unterschied

von der österreichischen Grenznutzenschule auch die neue öster-

reichische Schule der Nationalökonomie nennen; öfter wird sie im

Schrifttum auch als neuromantische Schule bezeichnet

1

.

Als zu dieser Schule gehörige oder als von den Lehren Spanns

ausgegangene Wirtschaftswissenschaftler seien — ohne Anspruch

1

Vgl. dazu Othmar Spann: Die Haupttheorien der Volkswirtschaftslehre,

26. Aufl., Heidelberg 1949, S. 198 f.