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und kleingeistig, in der Fremde die Gewohnheiten und Einzelheiten
der Heimat zu verlangen. Man wird enttäuscht und hat keinen
Gewinn davon. Vielmehr muß man sich überall auf das Gute sam-
meln, man muß in der Fremde das Große und Außerordentliche
aufsuchen. Daß Meister Eckehart in Köln gepredigt, Fichte, Schelling,
Hegel in Berlin gelehrt, Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert in
Wien gewirkt haben, dessen soll derjenige zuerst gedenken, der diese
Städte besucht. Er wisse, daß er heiligen Boden betritt. Die selten-
sten Kunstschätze, Aufführungen und so fort, die der betreffenden
Stadt eigen sind, anzusehen, ist unerläßlich. Man darf nicht davor
zurückscheuen, bei neuen Besuchen immer wieder dasselbe anzu-
sehen. Gewiß, die Jugend, der Neuling muß stets noch neue Ent-
deckungen machen, aber darüber hinaus soll man immer wieder zu
dem zurückkehren, was als groß erkannt wurde. Am Erhabenen
gilt es, deutend sich zu bilden.
Ein Weg zur Sammlung ist auch das S c h w e i g e n . Schweigen
speichert Kraft auf. Im Sich-Aussprechen gestaltet man zwar etwas,
aber die Gefahr ist, daß man das innerlich noch nicht Ausgereifte
gleichsam preisgibt. Daraus versteht man die Schädlichkeit der Mit-
teilungssucht, Geschwätzigkeit. Sie verhindert, daß das im Herzen
Eingeschlossene noch weiter wirkt, indem es innere Angespanntheit
erzeugt. Darum soll man nicht zu früh von seinen Plänen und
Gedanken sprechen.
Immer wieder stoßen wir auf innere Angespanntheit, Regsam-
keit, Tätigkeit als der unerläßlichen Vorbedingung aller Sammlung.
Darauf weist auch Goethe so oft hin:
„Werd ich beruhigt je mich auf ein Faulbett legen,
So sei es gleich um mich getan...“
„Doch im Erstarren such ich nicht mein Heil,
Das Schaudern ist der Menschheit bestes Teil...“
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Alle Nicht-Angespanntheit ist Erstarrung. Als Übergänge dazu
erwiesen sich Behaglichkeit, Prunk, Üppigkeit. Darum ist auch alle
prunkhafte Kunst schon Verfallskunst. Romantik, Gotik wirkt an-
spannend, das Barock mit seinem Prunke schon lösend, wenn nicht
gar erschlaffend. Daher ist das Barock schon ein Schritt zum Verfall.
(„Moderne“ Kunst dagegen: irrlichternd, herumflitzend — unge-
sammelt, daher Unkunst, Kunst der Nerven- und Geisteskranken.)