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heißt das A b s t r a k t - Wirtschaftliche, das will Schumpeter nicht
Wort haben
1
; trotzdem er sich damit offensichtlich, z. B. gegenüber dem
eben Zitierten, widerspricht.
Was der Verfasser über speziellere methodische Dinge sagt, entspricht
dem Bisherigen. Die Ablehnung jedweder psychologischer Begründung
der Nationalökonomie, unter Basierung auf eine Motivationslehre
1 1 2
, mit
der ich an sich einverstanden bin, folgt aus der mathematisch-
mechanischen Analogie
3
. Im übrigen sucht sich der Verfasser „seinen Weg
an unlösbaren Kontroversen vorbei“ zu bahnen; es sei sowohl einer
Entscheidung über die Fragen der Bedeutung des Eigennutzes oder eines
homo oeconomicus als über Deduktion und Induktion gänzlich
auszuweichen, all das sei zu entbehren
4
. Auch den ordinary businessman
Marshalls, der ohnehin widerspruchsvoll genug „nicht als abstrakter oder
wirtschaftlicher Mensch, sondern als solcher von Fleisch und Blut“
gedacht ist
5
, lehnt Schumpeter ab, obwohl er ihm am nächsten stehe; für
ihn sind eben nicht handelnde Menschen, sondern nur die Gütermengen,
die sie besitzen, Gegenstand der Betrachtung; deren Veränderungen sind
zu beschreiben „wie wenn sie sich automatisch vollzögen...“
6
Die
Fehlerhaftigkeit dieser mechanischen Analogie haben wir schon oben
aufgezeigt; hier ist nur auf den Widerspruch mit den (schon angeführten)
Argumenten, die Schumpeter selber gegen Empirie und Historie vorbringt,
hinzuweisen. Die Beschreibung der „ a u t o m a t i s c h e n “ (statt der
abstrakt-wirtschaftlichen) Veränderungen ergäbe eben jene ratlose
Empirie, jenes „riesige Gebiet“, das den
1
Joseph Schumpeter: a. a. O., S. 141 und öfter.
2
Joseph Schumpeter: a. a. O., S. 30, 77 und öfter.
3
Eine tiefere Begründung siehe bei Max W e b e r :
Die „Objektivität“
sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis, in: Archiv für Sozialwissenschaft
und Sozialpolitik, Bd 21, Tübingen 1904, S. 46 ff.; vgl. auch Bd 23, Tübingen 1908, S. 546 ff.
— Auch auf meine Arbeiten darf ich hinweisen: Zur Logik der sozialwissenschaftlichen
Begriffsbildung, Festgabe für Friedrich Julius Neumann, Tübingen 1905, S. 175 f., und: Der
logische Aufbau der Nationalökonomie und ihr Verhältnis zur Psychologie und zu den
Naturwissenschaften, in: Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft, Bd 64, Tübingen
1908, S. 49 ff.
4
Joseph Schumpeter: a. a. O., S. 84 ff. und öfter.
5
Alfred Marshall: Principles of Economics, London 1898, deutsch von Hugo Ephraim
und Arthur Salz unter dem Titel: Handbuch der Volkswirtschafts
lehre, Stuttgart 1905, S. 74.
6
Joseph Schumpeter: a. a. O., S. 86.