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zeigt das traurige Beispiel Hollands und Flanderns, die, einst voll-

wüchsige Glieder des deutschen Volkes und Reiches, durch Sonder-

bündelei zu kleinen Sondervolkheiten einschrumpften. Jedem, der

Richard Wagners „Lohengrin“ hört, wird dieser unersetzliche Ver-

lust bildhaft vor Augen geführt.

Da nun der Natur der Sache nach überall und immer die höhere

Stufe über der niederen steht, das Volkstum aber als geistiger Or-

ganismus in sich gegliedert und gestuft ist, so gilt gerade auch für

das Volkstum der Vorzug, der Vorrang der höheren Stufe über der

niederen. Es gilt:

Volkstum geht über Stammestum;

Stammestum geht über Heimat.

Diese Sätze gelten für uns Deutsche, denen die Sonderbündelei von

alter Zeit her im Blute liegt, wie für kein anderes Volk der Welt.

Möchten sie mit goldener Schrift in das Stammbuch jedes jungen

Deutschen eingetragen sein!

Wer Heimat über Stammestum stellt, wer Stammestum über Volks-

tum stellt, begeht Verrat! Kein anderes Volk der Welt hätte es auch

nötig, sich an den Satz „Volkstum geht über Stamm und Staat“ er-

innern zu lassen.

2.

Die zweite Art, in der sich die nur verhältnismäßige, abgestufte,

nicht starre Einheit des Volkstums kundgibt, rührt noch tiefer an

das Wesen der Sache, und ihre Erkenntnis ist noch wichtiger. Von

dieser Einsicht wünschte ich ganz besonders, daß Sie sie dauernd mit

nach Hause nehmen. Es ist die Einsicht in die Gradnatur des Volks-

tums, in die Tatsache, daß n i c h t j e d e r D e u t s c h e i n

g l e i c h e m M a ß e e i n D e u t s c h e r i s t , weder als Mit-

glied seines Stammes, seiner Teilvolkheit, noch als Glied der Ge-

samtvolkheit.

Warum ist nicht jeder in gleichem Maße deutsch?

Wenn wir z. B. in der Rasse das Volkstum selbst gefunden hätten,

so wäre die Antwort auf diese Frage eine selbstverständliche. Wäh-

len wir die Rasse, so ist derjenige, welcher eine englische Mutter hat,

weniger deutsch als der Mann mit lauter deutschen Ahnen. Haben

wir aber in der geistigen Gemeinschaft das Siegel des Volkstums er-

kannt, so ist es durchaus die lautere Angehörigkeit, das echte Innen-

sein in dieser geistigen Gemeinschaft, welche den Grad der Deutsch-

heit ausmacht. Die Antwort auf die Frage: Warum ist nicht jeder