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Eigentümlichen des deutschen Geistes kosten zu lassen, sie an diesem
besonders Deutschen teilnehmen zu lassen; nicht nur irgend etwas
von „allgemeiner Bildung“ in sie hineinzupressen, sondern sie mit
dem innersten, reinsten, dem urtümlich Deutschen zu nähren. Das
erst heißt, völkisch erziehen! Nicht nur Kleider und Schuhe sind wir
den Brüdern schuldig, auch die Gedanken und Werke unserer Mei-
ster, die Weisen unserer himmlischen Musikanten sollen das ganze
Volk durchdringen, das in seiner Gesamtheit als deutsches nicht un-
empfänglich ist für das Herrlichste des deutschen Geistes. Wäre dieses
Ziel erreicht, dann wäre auch politisch alles gewonnen, und das zum
politischen Leben eines Volkes unentbehrliche völkische Bewußtsein
im ganzen Volkskörper lebendig. Dann auch werden sich die fester
verbundenen Volksglieder nicht mehr an fremde Tische setzen.
Da kommt aber der Einwand der modernen liberalen Bildungs-
richtung gegen den völkischen Gedanken: Die Redensart vom W e l t -
b ü r g e r t u m oder „Kosmopolitismus“. Beißend hat ein gelehrter
Gegner den Nationalismus angegriffen mit dem Worte: „National
sein heißt: Jedem Narren gefällt seine Kappe.“ Das ist das scharfe
Schwert des rein verstandesmäßig („intellektualistisch“) urteilenden
liberalen Gegners. Damit ficht auch die heutige Sozialdemokratie.
Wir sind doch alle Menschen, sagt sie (und sagte vor ihr der folge-
richtige Liberalismus); was hat die Hochschätzung des Volkstums,
was hat gar die gegnerische Stellungnahme gegenüber andern Völ-
kern für einen Sinn? Die Verschiedenheit der Sprache ist höchstens
ein Verkehrshindernis, ein Unglück; daß mir meine „Narrenkappe“
besonders gefällt, und dem andern die seine, anders gefärbte, ist
unsinnig; daß ich nur auf die meinige schwöre, ist Widersinn. Haben
wir doch alle eine gleiche moderne Bildung, gleiche moderne Wissen-
schaft, gleiche moderne Wirtschaft und so weiter.
Wohlan! Dieser Standpunkt ist falsch, ja er gerade ist eine Narr-
heit, ein Wahnsinn! Die g e i s t i g e W i r k l i c h k e i t i n d e r
G e s c h i c h t e , i s t n i e u n d n i r g e n d s e i n e a l l g e -
m e i n e , s o n d e r n s t e t s n u r e i n e v ö l k i s c h e W i r k -
l i c h k e i t .
Es gibt gar keine durch die ganze Welt hindurchgehende gleich-
artige Bildung, sondern nur individuell-v ö l k i s c h e Bildung;
es gibt gar keine weltbürgerliche Geistigkeit im Allgemeinen, son-