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In diesen Dingen stehen wir allen diesen Völkern nach (und dazu

noch in vielen anderen auch). Nun machen wir aber den Anspruch,

daß wir die Dinge mit Ernst und Innerlichkeit auffassen. Ein schlich-

ter Anspruch, und doch enthält er schon das Höchste, was der mensch-

liche Geist erreichen kann! Denn was könnte ein Mensch wirklich

Höheres erreichen, als alles das, was ihm begegnet, sei es als Arbeiter,

als Landwirt, Techniker, Kaufmann, Gelehrter, Künstler, Philosoph,

vollkommen ernst zu nehmen? Ernst und Innerlichkeit — was

könnte es denn noch Höheres geben? Im Ganzen des Lebens ist alles

vollkommen ernst zu nehmen. Nicht auf den äußerlichen Erfolg

kommt es dann mehr an. Dieses Ernste, dieses Innerste, in welchem

wir nicht mehr nur wir selbst sind, das ist die H i n g a b e a n d i e

e i g e n t l i c h e i n n e r e N a t u r d e s D i n g e s , dem wir ge-

genüberstehen. So bezwingen wir die Welt, so lösen wir das Siegel

des Lebens.

Ich will mich deutlicher darüber aussprechen. Zunächst will ich es

negativ fassen. Der englische Lebensgeist ist, wie sich zeigte, was

man utilitarisch nennt. Jeder weiß das und gibt es zu, und die Eng-

länder sind sogar stolz darauf. „Utilitarisch“ heißt: die Idee meines

Lebens stelle ich auf die Nützlichkeit, auf den Erfolg. Nicht der Seele

der Dinge gehe ich nach, denn an diesen Dingen nehme ich ja an

sich selbst gar keinen Anteil. Sie sind nur Werkzeuge für mich, de-

nen ich darum auch nur dann Aufmerksamkeit schenke, wenn sie mir

einen äußerlichen Erfolg verheißen. Aber in dem Augenblick, wo ich

mit vollkommenem Ernst den Dingen selbst nachgehe, z. B. der Wirt-

schaft als Sache an sich, als Sachwirtschaft (nicht nur an den bloßen

Gelderfolg, an den Ertrag denkend, der ja ohnehin nicht ausbleiben

kann, denn sonst wäre es ja keine richtige Wirtschaft mehr, sondern

an die Sache), dann verliert sich das lediglich Utilitarische, Nutz-

befangene. Das Ding muß auf ganz andere Weise Wert für mich

haben: durch Hingabe an das Werk. Hingabe heißt: sich selbst auf-

geben, sich selbst dem Dinge innerlich untertan machen. Das hindert

nicht die praktische Verwendung und Nutzung, bringt aber einen

andern Stil, eine andere Weise der Nutzung mit sich. Das Werk muß

als Bestes zustande gebracht werden, als ein Werk, ein Ding mit

seiner e i g e n e n Wesenheit, der ich voll Achtung gegenüberstehe.

Ein Pferd als Zugtier benützen kann auch jener, der es in seiner eige-

nen Natur kennt und liebt. Natürlich braucht man auch Erträge, man