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Setzung jeder ins Besondere herabsteigenden Begriffsbildung in der

Gesellschaftslehre und insbesondere auch der Begriffsbestimmung

jener Erscheinung, die individualistisch „Klasse“ heißt.

Der weitere Fortschritt zu unserem Problem wird nun durch fol-

gende Überlegung gegeben. Die Gesellschaft ist nicht nur eine gei-

stige Gemeinschaft, sondern auch eine handelnde Gemeinschaft. (Oder

wie man sie zum Unterschied von der geistigen auch nennen könnte

werkmäßige „Genossenschaft“.) Das beweisen Erscheinungen wie

etwa: „Gewerkschaft“, „Fabrikbetrieb“, „Kartell“, „politische Par-

tei“, welche alle gemeinsames H a n d e l n in sich schließen. Es gibt

zweifellos handelnde Gemeinschaften. Ist aber das Geistige das Erste

der Gesellschaft, alles andere nur abgeleitet, so gilt der Satz: Alle

handelnden Gemeinschaften müssen sich auf geistige Gemeinschaften

gründen.

Der Begriff von Stand und „Klasse“ ergibt sich auf Grund des

bisherigen in folgender Weise: Nach universalistischer Auffassung

sind die mit Stand und Klasse bezeichneten Tatsachen eine Erschei-

nung im Umkreis des Handelns, die nicht unmittelbar dem Geistigen

selbst angehört. Das W e s e n d e r g e i s t i g e n G e m e i n -

s c h a f t e n a b e r w i e d e r d a v o n a b g e l e i t e t e n

G r u p p e n d e s H a n d e l n s o d e r d e r „ S t ä n d e “ ,

„ K l a s s e n “ ist: G l i e d d e r g e i s t i g e n G e s a m t g a n z -

h e i t , d e r G e s e l l s c h a f t , z u s e i n

1

. Der Bestand, die

geschichtliche Tatsächlichkeit von Stand oder „Klasse“ ist daher

selbst nichts Ursprüngliches (Primäres), sondern etwas Vermitteltes,

Abgeleitetes. Die Stände jeder Zeit und Gesellschaft sind, universali-

stisch gesehen, nach Maßgabe der geistigen Gemeinschaften, auf

welche sie aufgebaut sind, verschieden — nicht aber umgekehrt die

Gemeinschaften nach Maßgabe jener Gruppen des Handelns, die

man „Klassen“ nennt.

Wenn die als Stand („Klasse“) bezeichnete Erscheinung dem Be-

reiche des Handelns angehört, so ist für den Universalisten eine

Erkenntnis der Natur und Einteilung des Handelns notwendig.

1

Die organische Gliedlichkeit ist das Wesentliche; die weitere Begriffsbestim-

mung siehe unten S. 76.