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(Zum Beispiel bilden König, Papst, Präsident des Freistaates als
Oberhäupter eine gleichartige Gruppe.)
Das Handeln des Standes (wie jeder organisierten Gruppe z. B.
auch der Partei) nach außen hin, nennen wir P o l i t i k , die in
einem auf die organisatorischen Bedingungen des eigenen und des
staatlichen Lebens gehenden Handeln besteht
1
.
Die rechtlichen Unterschiede zwischen gesellschaftlichen Gruppen können da-
gegen nicht wie dies meist geschieht, zum Merkmale der Trennung von „Klasse"
und „Stand“ gemacht werden, etwa so, daß Stand das rechtlich organisierte,
Klasse das unorganisierte wäre. Das sind Einzelheiten. Wesenhaft ist nur der
organische oder der individualistische Charakter jener Gruppen. Die bewußt-
organische Auffassung neigt allerdings zur öffentlich-rechtlichen Organisierung
des Staates, die bewußt-individualistische Auffassung zur Nichtorganisierung.
Allgemein soziologisch gesehen gehören die Erscheinungen von
Stand („Klasse“) zur „Organisation“
2
.
II.
Die Standesbildung. Der Stand als Teilganzes der Gesellschaft
Die theoretische Frage des Entstehungsgrundes der Stände ist im
i n d i v i d u a l i s t i s c h e n
S i n n e durch den oben
3
ent-
wickelten Begriff der Klassen als primär wirtschaftlicher Erscheinung
bereits entschieden. Bündig sagt dies Marx im „Elend der Philoso-
phie“
4
: „Die Handmühle ergibt eine Gesellschaft mit Feudalherren;
die Dampfmühle eine Gesellschaft mit industriellen Kapitalisten.“
Alt- und Neumarxisten, so Engels, Kautsky, Loria, haben denn auch
den Tod Christi auf Golgatha und das ganze Christentum, den
Kampf der Welfen und Ghibellinen, die Kreuzzüge, die Reformation,
die französische Revolution auf wirtschaftliche Klassengegensätze zu-
rückgeführt.
Klassenbildung im individualistischen Sinne ist also der Ausdruck
des jeweiligen Zusammenstellungsgrundes der Individuen zu Grup-
1
Vgl. meinen Artikel: Soziologie, in: Handwörterbuch der Staatswissenschaf-
ten, Bd 7, 4. Aufl., Jena 1926.
2
Vgl. meinen Artikel: Organisation, unten S. 99 ff. — Ober das statistische
und beschreibende Material vgl. die folgenden Artikel im Handwörterbuch der
Staatswissenschaften: Arbeiter und Arbeiterfragen, Beruf und Berufsstatistik, Ge-
werkvereine, Mittelstandsorganisation usw.
3
Siehe oben S. 70 ff.
4
Karl Marx: Das Elend der Philosophie, Antwort auf Proudhons „Philoso-
phie des Elends“, deutsch von Eduard Bernstein und Karl Kautsky, Stuttgart
1885, S. 101.