Table of Contents Table of Contents
Previous Page  3547 / 9133 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 3547 / 9133 Next Page
Page Background

113

hieraus: Über- und Unterordnung ist die Daseinsform sämtlicher

gesellschaftlicher Erscheinungen, sofern sie als organisierte ange-

schaut werden.

Das organisatorische Grundverhältnis der Uber- und Unter-

ordnung hat mehrere Abarten oder Sonderformen: (1) wo sie ganz

unmittelbar beeinflussend ist, hat die organisierende Handlung zum

Stoffelemente das Verhältnis von He r r s c h e r u n d B e h e r r s c h -

t e m , Befehlendem und Gehorchendem; (2) in ihrer Stellung als

veranlassend: das Verhältnis von S c h ö p f u n g u n d N a c h -

a h m u n g , allgemeiner: von (schaffendem) Führer und Nach-

folger (Geführtem); (3) an die Stelle von wahrer Schöpfung kann

auch das bloß nachschöpfende Verhältnis ü b e r l i e f e r t e r A u -

t o r i t ä t treten; (4) als wegbahnend endlich, in Form von nur

mittelbarer Beeinflussung gedacht, nimmt die organisierende Hand-

lung das Verhältnis von V o r b e r e i t u n g des Weges und

A u s n ü t z u n g des Vorbereiteten ein, den das Stoffelement nur

beschreitet, ausnützt, wobei die Vorbereitung Möglichkeit (Potenz),

die Ausnutzung Verwirklichung (Aktuierung) ist; es ist aber auch

dies ein Verhältnis von Leiter und Geleitetem.

Indem diese verschiedenen Arten von unmittelbarer und mittel-

barer Beeinflussung und Veranlassung in den verschiedenen Organi-

sationsarten verschieden vorherrschen, finden wir auch jeweils an-

dere Formen des Grundverhältnisses von Uber- und Unter-

ordnung ausgeprägt. Im Staate, im Heere und ähnlichen auf un-

mittelbare Zwangsbeeinflussung gestellten Organisationen ist es das

Verhältnis von Herrscher und Beherrschtem, das allem zugrunde

liegt; in der Politik, in den Interessenvertretungen und anderen

freiwilligen Organisationen ist es das Verhältnis von Führung und

Nachfolge, das allem seinen Stempel aufdrückt. Bei den Organi-

sationen geistiger Gemeinschaft wird die Herstellung der bloßen

Vorbedingungen, die bloße Wegbahnung als Darbietung des

„Forums“ meistens das Wesentlichste solcher Organisation aus-

machen. So ist der „Bildungsverein“, das Theater, der Salon nicht

viel mehr denn eine vorbereitete Bahn, die beschritten werden kann,

aber nicht immer wird, im Gegensatz z. B. zur eindeutigeren Wir-

kung der Organisation im „Heere“. Freilich kann entsprechend dem

unentbehrlichen Organisationselemente der „Veranlassung“ nie-

8 Kleine Schriften