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Einzelnen kann weder ein Weniger noch auch ein Mehr über die

reine gliedliche Stellung hinaus zukommen. „Gerechtigkeit“ unter-

drückt weder noch überhöht sie den Einzelnen. Sie gibt im eigent-

lichsten Sinne „Jedem das Seine“. Was aber „das Seine“ sei, wird

von der Ganzheit her bestimmt. Der Einzelne kann ja „im eigenen

Interesse“ nicht mehr verlangen als diejenige Stellung, die er als

vollwertiges Glied der höchsten ihm zugänglichen Teilganzheit der

Gesellschaft ausfüllen kann, eine niedere Stellung würde das Ganze

schädigen, weil es sonst mit weniger vollkommenen Organen vor-

lieb nehmen muß; eine höhere Stellung ebenso, weil es dann ein

positiv unzulängliches Glied an ihm erhält. Ein Mehr an Stellung,

das die Geistigkeit des Einzelnen überschreitet, schadet dem Ein-

zelnen darum mittelbar genau so wie ein Weniger an Stellung, das

ihn zu wenig ausbildet.

Hieraus ergibt sich: Das B a u g e s e t z d e r G a n z h e i t

i s t z u g l e i c h d a s L e b e n s g e s e t z d e s E i n z e l n e n ;

dieses ist aus jenem entnommen.

Damit ist das Wesen der Gerechtigkeit vom universalistischen

Standpunkte aus erschöpfend gekennzeichnet und zugleich das Ver-

hältnis des Einzelnen zum Ganzen bestimmt, insbesondere auch das

Gerede von der „Unterdrückung der Individualität“, durch den

Universalismus als oberflächlich entlarvt. Die Gerechtigkeit im uni-

versalistischen Sinne (und nur sie allein) verbürgt dem Einzelnen

das Höchstmaß an Leben und Ausbildung der Individualität; sie

verbürgt es, weil sie zugleich der Ganzheit das Höchstmaß an Le-

ben bringt, die ja nur in den Gliedern lebt. Jeder Abbruch an den

Gliedern ist Abbruch an der Ganzheit, jede Aufopferung der Glie-

der ist Aufopferung von Teilen der Ganzheit.

Wichtig ist es noch, die gesellschaftswissenschaftliche Natur der

G l e i c h h e i t klarzustellen. „Gleichheit“ ist ein vorwiegend indi-

vidualistischer Begriff mit widerspruchsvoller universalistischer Bei-

mengung. Individualistisch in ihm ist, daß er seinem Sinne nach

verlangt, alle sollen gleich f r e i sein; individualistisch ist ferner,

daß er dem Baugesetze der Ganzheit, aus verschiedenen, aus abge-

stuften Bestandteilen zu bestehen, widerspricht, sich über dieses

Baugesetz grundsätzlich hinwegsetzt; eben dieses ist es, was die

A t o m i s i e r u n g des Ganzen bewirkt; das Ganze ist hier nicht

das Primäre, eben dadurch können die Individuen als Gleiche sich