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einen mehr oder weniger leibhaftigen, einen lebendigen Organismus sieht; der
Konservativismus, der ganz allgemein das Bestreben ist, bestehende Bindungen
und Gemeinschaftsformen zu erhalten; der sogenannte christliche Sozialismus; der
sogenannte Solidarismus oder das Genossenschaftswesen im weitesten Sinne, (das
aber oft die Genossenschaft individualistisch konstruiert, als bestünde sie darin,
daß die Einzelnen von sich aus durch Zusammentreten die Genossenschaft erst
bilden). Ferner von volkswirtschaftlichen Richtungen: die Schutzzollehre, die
Sozialpolitik, die Bodenreform. Der Sozialismus ist dagegen eine unorganische
Mischform individualistischer und universalistischer Gesellschaftsauffassung, wie
ich an anderer Stelle ausführlich nachgewiesen habe
1
.
VI.
Das logische Verhältnis des Ganzen zum Teil
Um in dieser wichtigen Frage genauer zu sehen, müssen wir von
der soziologischen Betrachtung einen kurzen Ausflug in die rein
logische Betrachtung machen. Der alten klassischen Logik des Ari-
stoteles und Platon, ebenso der Scholastiker war das Problem, das
in dem Verhältnis von Teil und Ganzem liegt, durchaus geläufig. In
unseren heutigen logischen Lehrbüchern wird man dagegen nichts
darüber finden. Der Standpunkt jener alten Lehre läßt sich in dem
Satze zusammenfassen: Das G a n z e i s t f r ü h e r a l s d e r
T e i l . — Dieser Satz besagt nicht, wie unser heutiges naturalisti-
sches Denken ihn am liebsten deutet: Das Ganze verursache, er-
zeuge die Teile als eine eigene mechanische Triebkraft, als ein ge-
heimnisvoller Deus ex machina. Das wäre ja eine ursächliche Be-
trachtung, aber gerade diese Betrachtungsweise hat in der Gesell-
schaft (wo es Ursachen überhaupt nicht gibt, sondern nur Gültig-
keiten, Rangfolgen, sinnvolle Gliederungen) keinen Platz. Wenn
das Ganze die Teile ursächlich „erzeugte“, so wäre wieder das Ganze
als ein stoffliches Etwas, als ein konkretes Kraftzentrum gefaßt und
ebenso die Teile als (außer dem Ganzen bestehende) Stücke, als Ein-
zelne, auf die das Ganze „wirkte“ ( h i n t e r d r e i n wirkte,
nachdem sie schon für sich da wären!) und die auf das Ganze wieder
zurück „wirkten“. Durch solche mechanisch-ursächliche Denkweise
hat aber der Begriff „Ganzes“ und „Glied“ seinen eigentlichen Sinn
verloren. Es bleiben dann in Wahrheit nur Komplexe, Aggregate
— Scheinganze übrig.
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Vgl. mein Buch: Der wahre Staat, 2. Aufl., Leipzig 1923, S. 167 ff. (jetzt
5. Aufl., Graz 1972, S. 231 ff.).