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den Staat B, aus der Religionsgemeinde A in die Religionsgemeinde

B, aus dem Betriebe A in den Betrieb B „übertreten“. Aber selbst

dieses „Übertreten" ist kein individualistisch erklärbarer Vorgang!

Denn der Betrieb B kann den neuen Arbeiter, der Staat B den

neuen Bürger nur „aufnehmen“, wenn er sich vergrößert, das heißt

aber wenn er sich umgliedert, umbildet. Auch hier ist die Wahrheit

die, daß durch Umgliederung des Ganzen und durch Weckung

neuer Gliedeigenschaften, also durch Aktualisierung eines bisher

nur potentiell vorhanden gewesenen Gliedes, die Neueingliederung

erfolgt. Jenes „Eintreten“ ist also in Wahrheit eine Umgliederung

des Ganzen m i t t e l s Eingliederung (Zubildung) neuer Glieder,

wie denn z. B. die neue Religionsgemeinde neuen Glauben anbildet,

der neue Betrieb neue Handgriffe fordert und dergleichen mehr.

— Wie man es auch wende und ansehe, stets ist das Ganze vor dem

Gliede, stets bildet das Ganze die Glieder, der Einzelne dagegen

w i r d u n d i s t erst nach Maßgabe der Gliedhaftigkeit, die er

in einem Ganzen erworben.

Die Ganzheit muß immer schon da sein, der Einzelne kann sei-

nerseits nur jenen Teil aktualisieren (verwirklichen), der in seiner

Gliedhaftigkeit angelegt ist. Aber der Einzelne kann allerdings

durch das in a n d e r e n Gliedhaftigkeiten jeweils schon früher

erworbene (selber also wieder gliedhafte) E i g e n l e b e n (vita

propria) jene Eingliederung entweder erstreben oder verhindern.

Er kann z. B. eine fremde Sprache erlernen, weil er schon die eigene

kann, schon Glied einer Sprachgemeinschaft ist (ohne solche Glied-

haftigkeit wäre er geistig noch ungeboren — siehe K a s p a r

H a u s e r ! ) ; aber er kann das Erlernen der fremden Sprache auch

ablehnen, kraft des schon erworbenen Eigenlebens! Da aber auch

dieses gliedhaft ist und bleibt, ist das Ganze stets vor dem Gliede,

das Glied nie vor dem Ganzen. Nochmals: Das Ganze wird nicht

aus vorher wirklichen Einzelnen zusammengestückelt, sondern

g l i e d e r t s i c h a u s , indem es vorher nur potentiell Wirk-

liche zu aktuell Wirklichen m a c h t , zu Gliedern!

Grundlegend wichtig ist weiterhin die Tatsache, daß das Gesamt-

ganze als s o l c h e s keine eigene Bestimmtheit hat, keine kon-

krete Substanz, keine eigene Sondersubstanz hat: das Glied erst hat

diese eigene Bestimmtheit, diese konkrete Substanz. Ist es doch

ebenso mit dem menschlichen Organismus bestellt. Dieser kann