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liebsten; während es durch die Vermehrung d e r . . . Produktionen

allgemeinen Segen verbreitet . . . “

1

— R o b e r t M a l t h u s da-

gegen nimmt, wenn auch nicht grundsätzliche, so doch praktische

Einschränkungen an der Wirtschaftsfreiheit vor (er war Schutzzöll-

ner). — J e a n B a p t i s t e S a y aber geht wieder ganz in den

Fußstapfen Smithens und sieht bewußt in der selbsttätigen Ent-

stehung der Wirtschaft aus den eigennützigen Handlgungen der Ein-

zelnen die G e s e t z e der Reichtumsbildung. Ähnlich ferner

F r é d é r i c B a s t i a t mit seinem optimistischen Glauben, daß

Eigennutz und Freiheit notwendig zur Förderung der Gesamtheit

ausschlagen.

J o h n S t u a r t M i l l hat die Ansichten der Smith-Ricardo-

schen Schule nochmals zusammengefaßt, sucht indessen gewisse Ein-

schränkungen zu machen.

„Die politische Oekonomie hat es nur mit denjenigen Erscheinungen des ge-

sellschaftlichen Lebens zu tun, die infolge des Strebens nach Vermögen eintreten.

Sie sieht von jeder anderen menschlichen Leidenschaft und Neigung vollkommen

ab ... Sie betrachtet die Menschheit als lediglich mit dem Erwerben und Er-

zeugen von Vermögen beschäftigt und strebt danach, zu zeigen, zu welcher

Handlungsweise die . . . Menschen geführt würden, wenn dieser Beweggrund . . .

unbedingte Gewalt über alle ihre Handlungen besäße . .. Der Oekonom . . . [er-

zielt dadurch die größte] Annäherung an die Erkenntnis des wirklich.. . herr-

schenden Sachverhaltes .. . Diese Annäherung muß dann dadurch berichtigt wer-

den, daß man die Wirkung irgendwelcher anderer Triebe gebührend in Anschlag

bringt.. .“

2

Hier tritt besonders deutlich hervor, wie das wirtschaftliche Han-

deln (1) vom Eigennutz des Einzelnen aus aufgebaut wird, wie (2)

zwar auch die anderen „Triebe“ und Motive beachtet, aber vom

Eigennutz grundsätzlich getrennt und je für sich e i n z e l n ge-

nommen werden!; wie endlich (3) ein nachträgliches Erwägen auch

der anderen Triebe die Ergebnisse der reinen Konstruktion des

Eigennutzes „einschränken“ soll.

Die Utilitarische Sittenlehre, die Mill vertritt, ist der Ansicht, „daß Hand-

lungen und Neigungen nur deshalb tugendhaft sind, weil sie einem anderen

1

David Ricardo: On the Principles of Political Economy and Taxation,

London 1817, deutsch von Heinrich Waentig unter dem Titel: Grundsätze der

Volkswirtschaft und Besteuerung, 3. Aufl., Jena 1923, Kapitel VII, S. 125, vgl.

auch Kapitel XXII.

2

John Stuart Mill: System of Logic, London 1843, deutsch: System der de-

duktiven und induktiven Logik, übersetzt von Theodor Gomperz, 2. Aufl.,

Leipzig 1884, Teil II, Buch VI, Kapitel 9, § 3.

12 Kleine Schriften