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182

Für eine nähere Darlegung des obigen Gedankenganges verweise ich auf meine

Schrift „Tote und lebendige Wissenschaft“

1

. Hier sei nur noch ein Wort über

einen etwaigen, die genetische Seite betreffenden Einwand hinzugefügt. Man

könnte fragen, woher denn im A n f a n g e das Ganze des wirtschaftlichen Aus-

gliederungsgebäudes komme, wie es zum ersten Male entstehe, wenn es nicht von

den Handlungen der Einzelnen herstamme? Die Antwort liegt in dem Satze:

„Ganzes kommt nur aus Ganzem“

2

, ein Ganzes entsteht niemals aus Teilen,

und in diesem Sinne niemals zum ersten Male, sondern nur durch Umbildung

aus einem anderen Ganzen, wie z. B. der Großstaat Rom aus der Stadt Rom

oder die Eiche aus dem Samen. Nimmt man nach herkömmlicher darwinistischer

Art an, daß die menschliche Gesellschaft auf eine Affenherde zurückgehe, so liegt

in der jeweils objektiv gegebenen L e b e n s o r d n u n g jener Affenherde das

geschichtliche Prius, welches erst durch U m g l i e d e r u n g in die geschichtlich

bekannten Zustände verwandelt wurde; nimmt man an, daß Adam und Eva

(durch ein Wunder der Schöpfung) am Anfang stehen, dann ist auch ihnen die

objektive Lebensordnung, der sie sich einzufügen haben, mit der Erschaffung

von Gott gegeben. Es ist k e i n F a l l d e n k b a r , d e r n i c h t e i n e

s c h o n g e g e b e n e , o b j e k t i v b e s t i m m t e A u s g 1 i e d e r u n

g s o r d n u n g v o r a u s s e t z t e .

B . W a s i s t a n d i e S t e l l e d e r b i s h e r i g e n L e h r e

v o m E i g e n n u t z z u s e t z e n ?

1. Beweggrund und Eingliederung

Wenn das Wesentliche aller echt organischen Wirtschaftslehre die

Anerkennung eines überindividuellen, jeweils grundsätzlich schon

gegebenen, nach einer objektiven Ausgliederungsordnung bestimm-

ten Gliederbaues der Wirtschaft ist, dann muß auch die Tilgung und

Überwindung der Eigennutzlehre davon ausgehen. Die individua-

listische Lehre mußte im Eigennutz eine subjektive Erscheinung er-

blicken; und sie mußte in ihm ferner das Bewegungsgesetz des

Wirtschaftsatoms erblicken, das heißt sie mußte im Eigennutz jenen

e i n d e u t i g e n B e s t i m m u n g s g r u n d finden, der den Ab-

lauf der Wirtschaftshandlungen der Einzelnen bestimmt, der darum

ferner den Wirtschaftserscheinungen, wie sie sich beim Tausche auf

dem Markte abspielen, ihre (vermeintlich kausalmechanische) Ge-

s e t z m ä ß i g k e i t verleiht; und der damit endlich Wirtschafts-

1

Jena 1921 (jetzt: 5. Aufl., Graz 1967 = Gesamtausgabe Othmar Spann,

Bd 6).

2

Siehe mein Buch: Kategorienlehre, Jena 1923, S. 204 (jetzt: 3. Aufl., Graz

1969, S. 200 f. = Gesamtausgabe Othmar Spann, Bd 9).