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Endzwecke als der Tugend dienen“
1
, nämlich dem Nutzen des Einzelnen. „So-
ziale Einrichtungen, .. . die allen Menschen eine vollständige Unabhängigkeit
und Handlungsfreiheit sichern, würden vollkommen . . . sein .. .“
2
Z u g l e i c h
bringt es Mill fertig, den Kommunismus zu preisen!: „Wenn... zu wählen
wäre zwischen einem Kommunismus . .. und dem gegenwärtigen Gesellschafts-
zustand mit allen seinen Leiden, ... so würden alle... Schwierigkeiten [des Kom-
munismus] nur wie Staub auf einer Waage wiegen.“
3
D.
Die d e u t s c h e V o l k s w i r t s c h a f t s l e h r e
A d a m M ü l l e r verwirft die Eigennutzlehre Smithens völlig.
„Das System der Arbeitsteilung strebt dahin, dem Privateigennutzen den un-
begrenztesten Spielraum zu verschaffen . . . während der Staat. . . genötigt wird
.. . [ihm] positive Grenzen anzuweisen.“
4
Das System Smithens widerspricht
der „Natur des Menschen selbst, der sich für die Dauer durchaus nicht einer
solchen mechanischen Stempelschneidekunst [der Arbeitsteilung] hingibt“
5
. „Der
Mensch braucht ein allseitiges, ich möchte sagen kugelrundes Gebiet seines Wir-
kens."
6
„Die bloß mechanische Vermehrung der Erzeugung durch Eigennutz und
Arbeitsteilung schafft einen „Reichtum, der sich nicht garantieren kann“
7
. Die
Gewerbefreiheit ist ihm „. . . eine allgemeine ungeregelte Tätigkeit.. ., wo eine
Welle des Fleißes die andere verschlingt, statt der ruhigen, nachhaltigen, auf
die Ewigkeit gerichteten Arbeit“
8
.
R o s c h e r will neben Eigennutz das Gewissen, den Gemein-
sinn setzen
9
. K n i e s behauptet die „Unzerlegbarkeit des Men-
schen in Triebe" und entgegnet Smithen, daß der von ihm „ . . . vor-
ausgesetzte ... Egoismus [als Grundlage abstrakt-isolierter ökono-
mischer Erscheinungen] an sich selbst schon unwahr, unwillkürlich“
sei
10
. Ähnlich wie Roscher wollen dagegen eine Theorie m e h -
r e r e r Motive entwickeln (neben dem Eigennutz besonders den
1
John Stuart Mill: Gesammelte Werke, Bd 1, Leipzig 1869, S. 167.
2
John Stuart Mill: Principles of Political Economy, London 1848, deutsch:
Grundsätze der politischen Ökonomie, übersetzt von Hans Gehrig, Jena 1914,
Buch 2, § 3.
3
John Stuart Mill: Grundsätze der politischen Ökonomie, übersetzt von
Hans Gehrig, Jena 1914, Buch 2, § 3.
4
Adam Müller: Ausgewählte Abhandlungen, herausgegeben von Jakob Baxa,
Jena 1921, S. 18 f.
5
Adam Müller: Ausgewählte Abhandlungen, a. a. O., S. 18.
6
Adam Müller: Ausgewählte Abhandlungen, a. a. O., S. 46.
7
Adam Müller: Die Elemente der Staatskunst (1808), herausgegeben von
Jakob Baxa, 1. Halbband, Jena 1922, S. 357 (= Die Herdflamme, Bd 1).
8
Adam Müller: Gesammelte Schriften, München 1839, S. 298.
9
Wilhelm Roscher: Grundlagen der Nationalökonomie, 22. Aufl., Stuttgart
1897, S. 26.
10
Karl Knies: Die politische Ökonomie vom geschichtlichen Standpunkte,
Bd 2, 2. Aufl., Braunschweig 1883, S. 504 f.