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nen wir daraus: daß die Eingliederungshandlung stets zugleich eine
Umgliederungshandlung sein muß. Es gibt keine vollkommen be-
harrende Wirtschaft, es gibt keine vollkommen gleichbleibende Aus-
gliederung. In Leben und Geschichte gibt es nur eine in Entwick-
lung, in Umgliederung befindliche Wirtschaft.
4.
Eigennutz, Wettbewerb und Wettbewerbspreis
Wenn der wirtschaftliche Eigennutz nicht als subjektiver Beweg-
grund in Frage kommt, sondern lediglich mittelbar, indem er näm-
lich zur objektiven Eingliederungskraft umgebildet wird, dann gilt
das Gleiche vom Wettbewerb. Er ist ein bestimmtes Verhältnis der
Eingliederungshandlungen (oder -kräfte) zueinander. Welches?
Handgreiflich genommen ist der Wettbewerb wirtschaftlich in den
meisten Fällen ein Unterbieten und Verdrängen der Eingliederungs-
handlung des A durch jene des B. Darin liegt, daß der obsiegende
Betrieb des B (zumeist) seinen Umfang erweitert; ferner, daß sich
um das Schicksal der im Wettbewerb Besiegten niemand kümmert.
Diese umgliedernde Eigenschaft des Wettbewerbes hat man bei
seiner Beurteilung stets im Auge zu behalten. Die Wirtschaft steht
nicht „unter der Bedingung“ des Wettbewerbes, sondern ihre je-
weils gegebene Gliederung läßt Umgliederungen d u r c h den
Wettbewerb zu. Nicht das freie Walten der Eigennutze also, son-
dern die umgliedernde Bedeutung der frei waltenden Eingliede-
rungsakte ist das Wesentliche am Wettbewerb.
Er ist darum auch nicht, wie die individualistische Lehre irrtüm-
lich verkündet, in seiner Eigenschaft als g l e i c h m a c h e n d e ,
sondern vielmehr als neu g l i e d e r n d e Kraft, als Eingliede-
rungsweise wirksam.
Hieraus ergibt sich auch das richtige Verhältnis des Wettbewer-
bes zur Preisbildung, das die individualistische Lehre fälschlich da-
hin faßt, als folge aus der eigennützigen Handlung des Einzelnen
die Preisbildung, aus dem Wettbewerb der Preisausgleich. W e t t -
b e w e r b k a n n n i e m a l s d i e P r e i s e a u s g l e i c h e n .
Man vergißt, daß der im Wettbewerb siegende Betrieb grundsätz-
lich nicht den gesamten Markt erobert — denn dann wäre ja der
Wettbewerb ausgeschaltet und das „Monopol“ des Siegers geschaf-