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Kosten herabmindern könnten, in allen anderen Zweigen der Wirtschaft
mehr möglich sind als hier, weshalb hier mit steigender Nachfrage die
Preise am schnellsten steigen müssen. Nach den Jagdprodukten kommen
die Vegetabilien, danach (vomWaldbau abgesehen, der unvollständig ist),
die südeuropäischen Ackerbauerzeugnisse (ganz der Erwartung
entsprechend). — Das ausführlichste Material ist naturgemäß für die
neueste Zeit vorhanden. Hierüber als Beispiel die auf der vorhergehenden
Seite aufscheinenden Indexzahlen.
Die Preise der animalischen Produkte zeigen demnach sowohl in
Deutschland wie auf dem englischen Weltmarkt ein stärkeres Ansteigen
als die vegetabilischen. Dies galt aber auch zu einer Zeit, in der
Deutschland noch kein agrarisches Einfuhrland war, die Thü nenschen
Gesetze daher ungestörter zur Geltung kamen. Sehr schön zeigt dies eine
Tabelle, die ich E ß 1 e n entnehme, für Deutschland (im alten Umfange):
Jahr
D u r c h s c h n i t t s p r e i s e 1871/75 = 100
1
Weizen
Roggen
Gerste
Hafer
Rindfleisch
Schweine
fleisch
1821/30
51.6
70.7
44.8
48.9
40.0
43.6
1871/75
100
100
100
100
100
100
1891/95
70.4
82.9
83.4
87.9
106.9
99.2
1896/1900
68.4
75.3
80.7
82.8
108.9
102.4
1901/05
69.7
77.1
82.4
86.3
111.3
108.4
1906/08
82.0
95.8
93.5
100.8
112.6
120.6
Fleisch ist also sowohl von 1821 ab bis 1871/75 stärker gestiegen als die
Getreidesorten (z. B. Rindfleisch von 40 auf 100, Weizen nur von 51,
Roggen gar nur von 70 auf 100!), wie seither abermals bis heute. Noch
mehr tritt dies auf Grund von Kleinhandelspreisen hervor. In Berlin war
der Verbrauch einer Arbeiterfamilie an 15 Lebensmitteln 1880 : 100,
1909 : 112.14, 1910 : 111.66; an 4 Fleisch-
1
Joseph Bergfried Eßlen: Die Fleischversorgung des Deutschen Reiches, Eine
Untersuchung der Ursachen und Wirkungen der Fleischteuerung und der Mittel
zur Abhilfe, Stuttgart 1912, S. 227 (berechnet nach Zeitschrift des Preußischen
Statistischen Bureaus, Berlin 1889 und 1909). Ich nehme, um mit ruhigen Zeiten
zu beginnen, 1821, nicht 1816 zum Ausgangspunkt.