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239

II. Die universalistische oder geistige Auffassung der Wirtschaft

A.

D a r s t e l l u n g

Die universalistische Auffassung lehnt den Gedanken der mathe-

matisch-mechanischen Bestimmtheit der wirtschaftlichen Erscheinun-

gen ab. Sie vermeidet den Fehler der mechanischen und individuali-

stischen Auffassung, am äußeren Augenschein, gleichsam am Netz-

hautbilde der Wirtschaftserfahrung (wo allerdings einzelne Men-

schen auf die Märkte gehen, einzelne in den Betrieben arbeiten,

usw.) zu haften; wodurch jene unfähig wird, in das Innere der Wirt-

schaftsvorgänge einzudringen. Auch ist das Haften am Mengen-

mäßigen und Mechanischen gewaltsam und erklärt nichts von jenem

Inneren der Wirtschaft, das als Grund ihres Äußeren und ihrer

Oberflächenerscheinungen wirksam ist; es erklärt auch nichts von

jenem sprunghaften Gestaltwechsel, von jenen Freiheiten, jenen

Willkürlichkeiten und Veränderungen, welche die Wirtschafts-

geschichte erzählt und die tägliche Erfahrung überall lehrt. Jeder

spürt, daß in der Wirtschaft Ziele, Zwecke wohnen, daß ein Geisti-

ges in ihr irgendwie lebendig ist, also etwas Nichtmechanisches und

Nichtmathematisches und Nichtäußeres zugrunde liegen muß.

Aber wie ist dieses Geistige aufzudecken?

Schon zu jener Zeit, als der erste große Gegenschlag gegen Auf-

klärung und Materialismus geführt wurde, zur Zeit der R o m a n -

t i k , wandten sich Adam Müller, Franz Baader, Joseph von Görres,

Friedrich List dagegen, indem sie die individualistischen Ausgangs-

punkte Smithens verneinten und darum auch die methodologischen

Folgerungen verwarfen. Vielmehr setzten sie an die Stelle einer

„sozialen Physik“ eine Geisteslehre, indem sie von der unteilbaren

Gemeinschaft ausgingen, Staat und Kultur von der Wirtschaft nicht

trennten und schon, so namentlich Adam Müller, den Begriff der

Gütererzeugung im geistigen Sinne faßten. — In abgeschwächter

Weise strebte dasselbe an die ä l t e r e g e s c h i c h t l i c h e

S c h u l e der Volkswirtschaftslehre, die der Frage des Gesetzes-

begriffes — ob mechanisch oder geistig — allerdings hauptsächlich

dadurch auswich, daß sie keine Theorie anerkannte, sondern die

geschichtliche Darstellung in den Vordergrund stellte. — Dasselbe

tat auch die j ü n g e r e g e s c h i c h t l i c h e S c h u l e , trotz-