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dem sich deren Theorielosigkeit und geschichtliche Beschreibung

fast schon in Positivismus verlor (worin wieder die Gefahr lag,

alle wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Vorgänge naturalistisch

aufzufassen); und die wider Willen und mittelbar sogar dem ge-

schichtlichen Materialismus nach marxischer Art Vorschub leistete.

Immerhin bewahrten sich beide geschichtlichen Schulen davor, in

die methodologische Haltung Ricardos zu verfallen.

Wer diese methodologische Einstellung, die zur naturwissen-

schaftlichen Begriffsbildung in der Volkswirtschaftslehre führt, ver-

meiden will, muß unbedingt den individualistischen Ausgangspunkt

des volkswirtschaftlichen Denkens, er muß den individualistischen

Systemgedanken vermeiden. Diesen fanden wir darin: daß Einzelne

mit ihrem Eigennutzen am Anfange der Wirtschaft stehen. Denn

stehen sie (logisch) am Anfange, dann muß ihre Summierung, ihr

Zusammentreffen grundsätzlich die Wirtschaft bilden — und dann

ist ja auch schon Markt, Tausch, Preis die Grunderscheinung der

Wirtschaft; dann ist Größe und Rechnung bereits in die volkswirt-

schaftliche Begriffsbildung eingeführt, dann ist auch das mechanische,

das sogenannte „automatische Entstehen der Wirtschaftserscheinun-

gen“, gleich dem Parallelogramm der Kräfte beim Aufeinander-

prallen der Billardkugeln, gegeben; und eine Möglichkeit, der ur-

sächlich-mechanischen und mathematischen Begriffsbildung zu ent-

gehen, besteht nicht mehr.

Daher bestimmt der u n i v e r s a l i s t i s c h e S y s t e m -

g e d a n k e die Wirtschaft als einen Teilinhalt der menschlichen

Gesellschaft überhaupt und zwar als denjenigen, der die Mittel zur

Erreichung aller Ziele, die im Umkreis des gesellschaftlichen Lebens

liegen, in sich schließt, also als ein „Gebäude von Mitteln für Ziele“.

Alle nicht-individualistische und nicht-naturwissenschaftliche Auf-

fassung der Wirtschaft muß von einem Ganzen ausgehen. Hier ist

zweifach ein Ganzes gegeben. Sowohl die Ziele können nur als eine

Ganzheit auftreten (da ein Ziel allein für sich widerspruchsvoll wäre

— woran die Grenznutzenlehre mit ihrer Vereinzelung der Ziele

scheitert) —, wie auch die Mittel. „Ziele“ sind dabei sämtliche

Inhalte des gesellschaftlichen Lebens, so das religiöse, wissenschaft-

liche, künstlerische, sittliche, rechtliche, staatliche, völkische Leben.

Nicht nur was leibliche Notdurft fordert, auch aller geistige Le-

bensinhalt der Gesellschaft ist Ziel, es muß durch Mittel erreicht