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In Wahrheit folgt dies alles aus der mystischen Einheit mit Gott.
Einen aufschlußreichen Vergleich von Lehrer und Jünger für
Eckeharts Lehre vom Erkennen durch Erkanntwerden enthält fol-
gende Äußerung in der gut erhaltenen, durch die Rechtfertigungs-
schrift als echt bezeugten Predigt VII bei Pfeiffer:
„Gott machet uns ihn selber erkennend; und sein Wesen ist sein (Selbst-) Er-
kennen, und es ist dasselbe, daß er mich machet erkennen und daß ich erkenne;
und darum ist sein Erkennen mein: Wie es in dem M e i s t e r e i n s i s t ,
d a ß e r L e h r e r , u n d i n d e m J ü n g e r , d a ß e r g e l e h r t
w e r d e.“
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Gott macht uns erkennen, indem er uns an seiner Selbsterkennt-
nis teilnehmen läßt.
Noch manche solche Äußerungen, die uns verbürgen, hier Ecke-
harts ureigenste Lehre vor uns zu haben, ließen sich anführen. Doch
möge das Bisherige genügen.
Der neuzeitlichen Geistesrichtung scheinen nun alle diese Dinge
recht befremdlich und einfach unerschwinglich. Die positivistische
Denkweise kann damit schlechthin nichts anfangen. Sieht man aber
näher zu und stellt man sich auf den Standpunkt des Idealismus, wie
er von Platon bis Hegel entwickelt wurde, so erscheint Eckeharts
Lehre wohl begreiflich. Der Grundgedanke Eckeharts, wonach wir
erkennen durch Erkanntwerden, findet sich auch in der Geschichte
des Idealismus. Franz von B a a d e r war es, der den Satz ver-
focht: „ C o g i t o r e r g o c o g i t o “ (ich werde gedacht, also
denke ich) — eine Formulierung, die sich gegen Descartes’ „cogito
ergo sum“ (ich denke, also bin ich) richtet. Eine andere Bestimmung
lautet: C o g n o s c o i n q u a n t u m c o g n o s c o r ( I c h e r -
k e n n e — i n s o f e r n e i c h e r k a n n t w e r d e ) .
Das gilt für das Erkennen im höchsten mystischen Zustande. Es
gilt aber auch für das Erkennen aus der Idee, also für die Ideen-
lehre, wenn und soferne man sie als Grundlage der Erkenntnislehre
annimmt.
Gehen wir von der Idee aus, so ist es klar, daß sie im platonischen
Sinne verstanden, als E i n g e b u n g in unserem Geiste erweckt
werden müsse, ehe eine Wesenserkenntnis der Dinge stattfinden
kann (die Sinneserfahrung ist dabei zwar unentbehrlich, aber nur
von Clemens Bäumker, in: Beiträge zur Geschichte der Philosophie des Mittel-
alters, Bd XXIII, Heft 6, Münster in Westfalen 1923, I, 19.
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Meister Eckehart, S. 40, Zeile 12.