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Vielmehr, annähernd ähnlich wie das Verhältnis von Geist zu
Geist, steht auch das Verhältnis von Geist zur Natur. Allerdings
steht hier die andere Seite, die Natur, nicht auf derselben Stufe.
Die Gemeinschaft von Mensch und Natur ist keine artgleiche. Ge-
rade daraus folgt aber, daß der Mensch, um mit der N a t u r
ü b e r h a u p t i n e i n V e r h ä l t n i s z u k o m m e n , sich
an das Geistähnliche, welches der Natur unbedingt zugrunde liegt,
wenden müsse, an die immateriellen Wurzeln der Dinge!
So verstanden erkennt man, daß im magnetischen Hellsehen und
in verwandten Zuständen nichts anderes liegt als ein Zurücktreten
oder Fehlen jener stofflichen Vorbedingungen und Anregungen,
weichte gewöhnlicherweise vom Reize ausgehen; dagegen die un-
mittelbaren Verbindungen — „Gezweiungen fernerer Ordnung“,
fernerer, weil nicht zwischen Artgleichem stattfindend — sichtbar-
lich hervortreten. Da diese unmittelbare Verbindung auch in der
gewöhnlichen, durch Reize vorbedingten Empfindung die Haupt-
sache ist, erklären sich nun auch die vielen Ü b e r g ä n g e zwi-
schen gewöhnlichen und außerordentlichen Empfindungen.
Auch erkenntnistheoretisch ergibt sich hier ein Gewinn. Nach ur-
alter Lehre wird Gleiches nur durch Gleiches erkannt. Die Seele, der
Geist kann nur mit Geistartigem, das Immaterielle nur mit Immate-
riellem in ein unmittelbares Verhältnis kommen. Der Geist ver-
kehrt nur mit sich selbst, nur mit ihm Gleichartigem. Mit der räum-
lichen Materie selbst kann er unvermittelt nicht verkehren.
Nun aber weiter: Jede Sinnesempfindung, die reizbedingte wie
die außerordentliche, ist als eine unmittelbare Verbindung der Seele
mit den immateriellen Wurzeln der Dinge nichts anderes als ein
M i t 1 e b e n , ein G e m e i n l e b e n des Menschen mit der In-
nerlichkeit der Natur. Wir können dieses Mitleben auch, da der
Geist dabei der überlegene, höhere Teil ist, als „ R ü c k v e r b u n -
d e n h e i t “ des Inneren der Natur im Geiste des Menschen be-
zeichnen.
Mit diesem Begriffe der „Rückverbundenheit“, das heißt Befaßt-
heit, der Natur im Menschengeiste, tun wir einen entscheidenden
Schritt in der Erkenntnis des Verhältnisses von Mensch und Natur:
Von ihm aus erst ist das Miteinanderleben, das Gemeinleben von
Mensch und Natur in seiner Grundlage zu begreifen.
„Geist wird an Geist“, das bezeichnet die artgleiche Gemeinschaft
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