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k a t i o n d e s M e n s c h e n m i t d e r N a t u r h e r z u -

s t e l l e n . Die Nahrung ist demnach wieder ein Zeugnis des Ge-

meinlebens des Menschen mit der Natur!

Dasselbe Bild zeigen alle anderen Instinkte und Triebe; übrigens

nicht nur der Menschen, auch der Tiere. Die W a n d e r - u n d

Z u g v ö g e l , um nur ein Beispiel solcher Art zu nennen, lassen

dieses Verwobensein mit dem Gesamtganzen der Natur unbezwei-

felbar erkennen. Auch alle V e r t e i d i g u n g s - u n d N e s t -

b a u i n s t i n k t e gehören hierher, denn sie sind keineswegs bloß

der „Selbsterhaltung“ gewidmet, wie man behauptet, sondern die-

ser erst im Rahmen der Ganzheit der Natur! Auch in solcher Art

der Selbsterhaltung zeigt sich ein Glied-Ganzheitsverhältnis, zeigt

sich das Ganze im Gliede gegenwärtig; das Leben des Gliedes

also als ein Mit- und Gemeinleben im Rahmen der Gesamtnatur.

Alles, was der Mensch „ N a t u r g e f ü h l “ nennt, spricht

aber in derselben Weise zu uns und reiht sich daher den Instinkten

und Trieben als den Zeugen unseres Verwobenseins mit der Natur

an. Der Zug zur Natur, der in uns wohnt, ist sowohl eine Lebens-

äußerung des Einzelnen zur Eingliederung in das Ganze, wie auch

eine Stimme des Ganzen in unserem Herzen als in einem Gliede

des Ganzen. Daher der geheime Schauer, das Kosmische, ins weite

All hinaus Verlockende, ja Urheimatliche solcher unbestimmbarer

Empfindungen. Was Eichendorff von der Heimat singt, es gilt auch

in einem weiteren Sinne von der Natur als Ganzem:

... Sagt, wo meine Heimat liegt?

Heut’ im Traum sah ich sie wieder,

Und von allen Bergen ging

Solches Grüßen zu mir nieder,

Daß ich an zu weinen fing.

Alle diese Beispiele beweisen, daß die Instinkte und Triebe nicht

dem einzelnen Menschen und Lebewesen als solchem angehören. In

ihnen treten die inneren Verbundenheiten, die Gemeinschaften hö-

herer, fernerer Ordnung mit dem Gesamtganzen unverkennbar zu-

tage. Das Gemeinleben des Menschen und aller Wesen mit dem

Gesamtganzen der Natur zeichnet sich in greifbarer Deutlichkeit

in ihnen ab. Ferner treten Instinkte, in solchem Zusammenhang ge-

sehen, als v o r g e g e b e n e hervor. Das halten wir für beson-

ders wichtig. Sind sie aber vorgegeben, dann sind auch die Reize