328
k a t i o n d e s M e n s c h e n m i t d e r N a t u r h e r z u -
s t e l l e n . Die Nahrung ist demnach wieder ein Zeugnis des Ge-
meinlebens des Menschen mit der Natur!
Dasselbe Bild zeigen alle anderen Instinkte und Triebe; übrigens
nicht nur der Menschen, auch der Tiere. Die W a n d e r - u n d
Z u g v ö g e l , um nur ein Beispiel solcher Art zu nennen, lassen
dieses Verwobensein mit dem Gesamtganzen der Natur unbezwei-
felbar erkennen. Auch alle V e r t e i d i g u n g s - u n d N e s t -
b a u i n s t i n k t e gehören hierher, denn sie sind keineswegs bloß
der „Selbsterhaltung“ gewidmet, wie man behauptet, sondern die-
ser erst im Rahmen der Ganzheit der Natur! Auch in solcher Art
der Selbsterhaltung zeigt sich ein Glied-Ganzheitsverhältnis, zeigt
sich das Ganze im Gliede gegenwärtig; das Leben des Gliedes
also als ein Mit- und Gemeinleben im Rahmen der Gesamtnatur.
Alles, was der Mensch „ N a t u r g e f ü h l “ nennt, spricht
aber in derselben Weise zu uns und reiht sich daher den Instinkten
und Trieben als den Zeugen unseres Verwobenseins mit der Natur
an. Der Zug zur Natur, der in uns wohnt, ist sowohl eine Lebens-
äußerung des Einzelnen zur Eingliederung in das Ganze, wie auch
eine Stimme des Ganzen in unserem Herzen als in einem Gliede
des Ganzen. Daher der geheime Schauer, das Kosmische, ins weite
All hinaus Verlockende, ja Urheimatliche solcher unbestimmbarer
Empfindungen. Was Eichendorff von der Heimat singt, es gilt auch
in einem weiteren Sinne von der Natur als Ganzem:
... Sagt, wo meine Heimat liegt?
Heut’ im Traum sah ich sie wieder,
Und von allen Bergen ging
Solches Grüßen zu mir nieder,
Daß ich an zu weinen fing.
Alle diese Beispiele beweisen, daß die Instinkte und Triebe nicht
dem einzelnen Menschen und Lebewesen als solchem angehören. In
ihnen treten die inneren Verbundenheiten, die Gemeinschaften hö-
herer, fernerer Ordnung mit dem Gesamtganzen unverkennbar zu-
tage. Das Gemeinleben des Menschen und aller Wesen mit dem
Gesamtganzen der Natur zeichnet sich in greifbarer Deutlichkeit
in ihnen ab. Ferner treten Instinkte, in solchem Zusammenhang ge-
sehen, als v o r g e g e b e n e hervor. Das halten wir für beson-
ders wichtig. Sind sie aber vorgegeben, dann sind auch die Reize