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weit über das Einzelwesen hinaus wirken. Sind aber nicht auch an-

dere, dunkel triebhafte Empfindungen diesen Instinkten zu verglei-

chen? Im älteren Schrifttume sind die von Kerner zuerst beschrie-

bene Seherin von Prevorst, ferner Kaspar Hauser bekannte Beispiele

für ein allgemeines, instinkthaftes M i n e r a l - u n d M e t a l l -

f ü h l e n . Im allgemeinen bewirkten Steine ein körperliches Auf-

leben der Seherin, wie Kerner berichtet. Manche benützte sie als Lin-

derungsmittel ihrer Leiden. Bergkristall, auf die Herzgrube gelegt,

bewirkte ein Erstarken des Körpers, Schwerspat ein ungewöhn-

liches Gefühl von Leichtigkeit und so fort

1

. Eine verwandte Er-

scheinung erblicken wir in dem, heute ebenfalls allgemein anerkann-

ten, Wasser- und Metallfühlen der W ü n s c h e l r u t e n g ä n -

g e r . Dieses scheint uns besonders lehrreich. Denn hier tritt nichts

Stoffliches in das Blickfeld des Menschen; sondern eine innere Be-

zogenheit ist es, welche dem Rutengänger das Wasser und Metall

anzeigt (selbst wenn Strahlungen als bisher unbekannte Reize dabei

im Spiele wären). — Wie in jeder Empfindung sehen wir demnach

auch in der durch Instinkt und Trieb — beide gehen ineinander

über — angeregten Empfindung das Aufeinander-Angelegtsein aller

Naturwesen deutlich bezeugt.

Auch Instinkt und Trieb zu gewissen N a h r u n g s m i t t e l n ,

sowie zur Meidung anderer bietet uns einen klaren Beweis der Na-

turverbundenheit des Menschen: seines Gemeinlebens mit der Na-

tur! Ja, ein solches Gemeinleben und die darin liegende innere Na-

turverbundenheit, anders gesagt die Gegenwart des Ganzen im

Gliede beweist uns schon die Tatsache „Nahrung“ überhaupt! Es

ist keineswegs selbstverständlich, daß es Nahrung gebe; auch nicht,

daß wir ihrer bedürfen. Die sozusagen atomistisch-individualistische

und chemisch-physikalische Auffassung der Nahrung als einer blo-

ßen Energiezufuhr, sei sie förderlich oder schädlich, ist für sich ge-

nommen allerdings richtig; sie sieht aber nur die eine Seite der

Sache. Außer der physikalisch-chemischen gibt es noch eine andere:

die vom Ganzen zum Gliede, welche zugleich eine mehr geistige,

innerliche ist, nämlich die f o r t d a u e r n d e K o m m u n i -

1

Die Belege dafür sind in meinem Buche: Erkenne Dich selbst, Eine Geistes-

philosophie als Lehre vom Menschen und seiner Weltstellung, Jena 1935, S. 434 f.

(jetzt: 2. Aufl., Graz 1968, S. 120 f. = Gesamtausgabe Othmar Spann, Bd 14).