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größere Ausbildung erfährt, was sich im Z e n t r a l n e r v e n -
s y s t e m sammelt, namentlich nicht nur das, was man dessen
„Sinnesfelder“ und (fälschlich) die „Assoziationsfelder“ nennt, so-
wie der Stirnlappen; endlich die Träger der Sinnesorgane müssen
demgemäß eine f r e i e r e , s e l b s t ä n d i g e r e S t e l l u n g in der
räumlichen Anordnung der Organe erhalten. Aus alle dem entsteht
eine r e i c h e r g e g l i e d e r t e , g e a d e l t e R a u m g e s t a l t
d e s g e s a m t e n m e n s c h l i c h e n O r g a n i s m u s . Denn
das vergeistigte, in eine freie Stellung gehobene Auge, die Ausbil-
dung des Stirnlappens, die Beweglichkeit der Zunge zum Behufe
des Sprechens (die Stimmbildung ist ein Teil des Gehörorganes),
ferner der höhere Empfindungsgehalt des Mundes bedingt eine an-
dere Kopfgestalt als beim Tier: Stirn und Augen treten hervor, die
Kiefern treten zurück. Auf diese Weise hat sich die tierische
Schnauze in den menschlichen Mund und Kopf verwandelt. Weiter:
Dem gehobenen Empfindungsgehalt des Atmens, sowie dem ver-
nünftigen Gebrauche der Arme und Hände entspricht die Empor-
hebung der Brust, — die aufrechte Gestalt!
Die Vergeistigung der Gestalt kann, wie alle diese Überlegungen
immer wieder zeigen, nur durchaus mittelbar geschehen, da ja der
Geist selbst keine Raumgestalt hat. G e s t a l t i s t d i e Ü b e r -
t r a g u n g d e s G e i s t e s a u f e i n e a n d e r e E b e n e , und
zwar des Geistes in seiner Verbindung mit Materie und die Bestim-
mung dieser Materie zur Kommunikation.
Kann auch die Gestaltung des menschlichen Organismus nur
durch die angegebenen Vermittlungen hindurch erfolgen, ist auch
die Gestalt nur eine Übertragung des Geistes auf eine andere, die
materielle Ebene, da der Geist selbst unräumlich ist, — wir er-
kennen das, was die menschliche Gestalt von der tierischen unter-
scheidet als das Werk des Geistes, wir erkennen den Weg der Ver-
geistigung der Gestalt des Menschen.
Das seelenhafte Antlitz, der aufrechte Gang, die edle Gliederung
und Freiheit der Arme und Beine, die gehobene Brust, die stolze,
freie Haltung, das alles läßt sich auf die angegebene Weise verstehen
und verfolgen und hebt den menschlichen Leib gegenüber dem
tierischen, bei sonst fast gleicher Gliederung der Hauptorgane in
ein ätherisches Licht.
Die Gestalt des Fisches z. B. muß zwar in ihrer Weise vollkom-