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schaftlichen Verwendung Maschine, nur als Glied ihrer bestimmten erzeuglichen
Wirtschaftsganzheit, etwa der Fabrik. Wird diese Ganzheit zum Beispiel durch eine
neue Erfindung oder dadurch, daß das mit ihr erzeugte Gut aus der Mode kommt,
hinfällig, so ist sie keine „Maschine“ mehr, d i e s e i h r e E x i s t e n z h a t
a u f g e h ö r t ; sie ist dann vielleicht noch „1000 kg Alteisen“ — und auch das
nur noch durch einen verbliebenen Zusammenhang mit der Wirtschaft, den
Rohstoffzusammenhang. Wäre auch „Alteisen“ kein wirtschaftliches Glied mehr,
so würde auch diese wirtschaftliche Realität der ehemaligen „Maschine“ absolut
verschwinden und es bliebe nur noch eine mineralogisch-chemische Tatsache
übrig.
Ein Beispiel aus der Gesellschaft. Würde ein Mensch für ewige Zeiten in eine
Wildnis verschlagen, so wäre er kein „Staatsorgan“. Seine Wirklichkeit „Staats-
bürgerschaft“ hätte aufgehört. Nur als Glied, nur im Ganzen besteht also jenes
Reale.
Was in allen den angeführten Fällen außerhalb der vernichteten
Ganzheit noch bestehen bleibt — zum Beispiel Fleisch und / Kno-
chen, der Goldklumpen, das alte Eisen, das Mineral Eisen, der
Mensch Robinson —, besteht nur darum noch, weil es immer wieder
als Teil einer a n d e r n Ganzheit gefaßt wird, zum Beispiel altes
Eisen als Rohstoffglied des Wirtschaftsganzen, Robinson als ver-
blassende Wirklichkeit geistiger Gliedschaften. Keinesfalls besteht
das noch „für sich“, was früher Teil war — denn gerade dieses Teil-
sein, Gliedsein ist ja vernichtet worden; was n o c h b e s t e h e n
b l e i b t , i s t e i n e a n d e r e G l i e d h a f t i g k e i t , die vor-
her im Hintergrund blieb, gleichsam ruhte und verdeckt war (zum
Beispiel die Maschine wird „Alteisen“).
Als Ergebnis dieser vielfältigen Erörterungen können wir zusam-
menfassen: Das Ganze als s o l c h e s besteht nicht; aber auch
der Teil als s o l c h e r besteht nicht; denn das Ganze ist es, das
in den Teilen geboren wird. Dieser letztere Satz ist die Ergänzung
des ersteren. Ferner: besteht der Teil an sich, als einzelner nicht,
sondern nur als Ausgeburt von Ganzheit, so besteht er nur, sofern er
Glied der Ganzheit ist. W ä r e n d i e G l i e d e r s c h o n f ü r
s i c h d a , d a n n w ä r e „ G a n z h e i t “ ü b e r h a u p t n u r
e i n S c h e i n b e g r i f f , nämlich nichts anderes als eine An-
z a h l von Teilen; die also dann keine „Glieder“ mehr, sondern
Selbständiges wären — ein Standpunkt, dem wir als dem indivi-
dualistischen, stückhaften, atomistischen immer wieder begegnen
werden.
Über die ontologischen Folgerungen aus unserer Analysis auf den Unter-
schied des Seins der ausgegliederten Teile oder D a s e i n s von dem des aus-