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den später sehen, daß auch von einer anderen Seite, dem Eigenleben

des Gliedes her, der Pantheismus ausgeschlossen ist

1

). Ferner ist auch

jene Auffassung des Ausgliederungs- oder Schöpfungsbegriffes aus-

geschlossen, welche in ihr eine wahrhafte „Emanation“, einen

Ausfluß, sieht, werde dieser nun stofflich oder auf andere Weise vor-

gestellt.

Wie steht es aber mit dem oft gehörten Satze, daß das Ganze in

a l l e n seinen Teilen g a n z enthalten sei? Wäre dann nicht doch

wieder das Ganze ausgeflossen und dann auch / der Begriff des Pan-

theismus methodisch für jede Ganzheit gültig? Nein. Jener Satz

ist richtig, aber er darf nicht im Sinn des Ausflusses und der Er-

schöpfung des Ganzen im Teil verstanden werden. Es ist richtig, daß

der lebendige Organismus ü b e r a l l lebendig ist, daß darum nicht

nur etwa das Eierz schlägt und die Lunge atmet, sondern jedes Or-

gan, jede Zelle und jeder Teil der Zelle genau so lebt. Und also ist

das ganze Leben überall.

Der Gedanke, daß das Ganze in allen Gliedern ganz sei, birgt

aber die Gefahr, es als ein eigenes Etwas zu fassen. Dies haben wir

aber in unserem ersten Satz: „Das Ganze als solches hat kein Da-

sein“, schon zurückgewiesen. Das Ganze stellt sich in den Gliedern

dar, wird in den Gliedern geboren — dies und nichts anderes ist der

reine Tatbestand. Damit ist das Ganze aber n i e m a l s d a s e i n -

z e l n e G l i e d s e l b s t , es geht eben im Gliede nicht unter. Ist

es also weder ein Ganzes an sich noch ein versteinertes Glied, son-

dern ein im Gliede sich Darstellendes, ohne in ihm unterzugehen

(wie im Verhältnis: Gedanke—Wort, Prämisse—Schlußfolgerung),

dann bleibt es bei sich, es bleibt als ein Ansich „am Grunde“ des

Gliedes! Damit ist das gegenseitige Enthaltensein geklärt: J e d e s

G l i e d i s t i n d e r G a n z h e i t g a n z v e r w u r z e l t ,

u n d i n d i e s e m S i n n e i s t a u c h d a s G a n z e i n i h m

g a n z e n t h a l t e n ; aber, so ist zu wiederholen, das Ganze hat

sich weder in die Glieder verwandelt ( P a n t h e i s m u s ) ; noch

können die Glieder selbständig für sich bestehen ( D e i s m u s , zu-

letzt I n d i v i d u a l i s m u s , A t o m i s m u s ) ; noch auch sind

die Glieder in das Ganze hineingegangen (räumlich oder im übertra-

genen Sinne, u m g e k e h r t e E m a n a t i o n ) und in ihm auf-

1

Siehe unten § 13,

IV,

S. 132 ff., 143 f., 100 und öfter.