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gegangen (was zuletzt eine homogene, eine ungegliederte Ganzheit,

ein hölzernes Eisen, ergäbe); vielmehr bleibt das Ganze auf dem

Grunde der Glieder, bleibt ihre Mitte, ihr Sinn und Leben, ihr Halt

und ihr Sein.

/

Und in diesem Sinne ist das Ganze Alles in Allem, sind Alle in

ihm, wie es in Allem ist — dadurch, daß es am Grunde ist und als

Grund verharrt.

Eine weitere Behandlung wird dieses Verhältnis später finden

1

.

Eine weitere Frage, die sich hier ergibt, ist jene nach dem Wesen des Seins

und, da alles Sein in der Ganzheit ein gesetztes, ausgeborenes ist, nach dem

Wesen des Schaffens

2

.

§ 7. Streitbare Bemerkungen zum Begriff der Ganzheit

Die Sätze 1 bis 5, die im Vorstehenden erläutert wurden, wollen

eine grundlegende Erklärung des Wesens der Ganzheit, gleichsam

die Verfassung oder „Handfeste“ derselben geben und namentlich

der Satz 2: „Das Ganze stellt sich in den Gliedern dar“, „wird in

den Gliedern geboren“, muß immer wieder als das Herz des Be-

griffes der Ganzheit, als das Herz der ganzen vorstehend entwickel-

ten Lehre bezeichnet werden — da der erste Satz nur einen Irrtum

hinwegräumt, alle anderen Sätze (3—6) schließlich nur Folgerungen

aus ihm sind.

Eine formale Begriffserklärung der Ganzheit würde demnach lau-

ten: Ganzheit ist, was an sich kein Dasein hat, in den Gliedern sich

darstellt, vor den Gliedern ist, aber in ihnen nicht untergeht. Nach

den später zu entwickelnden Kategorien wäre noch kürzer zu sagen:

Ganzheit ist, was durch Ausgliederung und Rückverbindung ge-

kennzeichnet wird (was sich allerdings wie alle formale Definition

im Kreis bewegt).

Diesen aufbauenden Bestimmungen seien nun noch verneinende

hinzugefügt, um den Irrtümern, denen unser heutiges, unganzheit-

liches, individualistisch-atomistisch erzogenes Denken ausgesetzt ist,

1

Siehe unten die §§ 26 (Befassung), S. 238 ff. und 13, III (Eigenleben des

Gliedes), S. 123 ff.

2

Vgl. dazu unten S. 98 und drittes Buch, zweiter Abschnitt: Kategorien-

lehre und Ontologie, S. 315 ff.