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pula mehr, sondern nur ein hervorstechendes Einheitszeichen, nur
ein besonders zentrales G l i e d , nur ein Ausdruck für die Einheit
des Ganzen, in welchem die besonderten Glieder (Subjekt und Prä-
dikat) erscheinen. Würden die verbundenen Glieder als vorher da-
gewesen und hinterdrein verbunden vorgestellt (statt als Besonde-
rungen und Teildarstellungen des Ganzen), so würde die Kopula
nur ein „Band“ im obigen Sinne sein und keine Ganzheit und Ein-
heit zu begründen vermögen.
Die „Einheit“ der Teile, das ist bei Begriffen wie „Band“ und
„Kopula“ stets zu beachten, ist ja dasselbe wie ihre Ganzheit, sie
besteht darin, daß sie als Teile und Glieder Besonderungen und Aus-
gliederungen desselben, des einen Ganzen sind.
Das Wesen der Ganzheit steht in seinen Grundzügen vor uns.
Die weitere Aufgabe ist nun, die letzten, die grundsätzlichen Wei-
sen oder Kategorien ganzheitlichen Seins und damit, sofern alles
Sein als von ganzheitlicher Art gesetzt wird, die letzten Weisen, Ur-
weisen oder Kategorien des Seins selbst zu suchen.
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§ 8. Einteilung der Urweisen oder Kategorien
Die Weisen der Ganzheit sind zuerst dadurch gekennzeichnet,
daß sie unmöglich einzeln, je für sich, sein können. Dieses Erfor-
dernis muß daher unsere folgende Ableitung erfüllen: daß keine
letzte Weise einzeln, für sich setzbar sein kann, sondern ihr Prius
stets in den andern, ihr vorgehenden, zuletzt im Gesamtzusammen-
hang, im Ganzen aller Weisen haben muß. Indem eine Stammweise
gesetzt ist, müssen daher auch alle andern mitgesetzt sein. So ver-
langt es das Wesen der Ganzheit.
Überblicken wir von diesem Standpunkt aus die obigen Lehr-
sätze, so finden wir zwei Grundsäulen unter ihnen, nämlich:
I. Das Ganze stellt sich in den Gliedern dar.
IL Das Ganze geht in den Gliedern nicht unter.
Der erste Satz gibt die Urweise an, wie Ganzheit zur Erschei-
nung gelangt — die
Ausgliederung.
Der zweite Satz geht von dem fertig ausgegliederten Ganzen aus,