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ter verfolgen. Nur die zur Beurteilung der Teuerung selbst notwendige
Folgerung
ist
daraus
zu
ziehen.
Das
ergibt,
daß
die
R o h s t o f f t e u e r u n g (bei einer Preissteigerung, die aus
Preisverschiebungen sich ergibt) g r ö ß e r s e i n m u ß a l s d i e
L e b e n s m i t t e l t e u e r u n g . Denn letztere folgt nur aus der
unmittelbaren Bedarfserhöhung jener Konsumenten, bei denen Kaufkraft
infolge der Verbilligung von Massenverbrauchsgütern frei geworden ist.
Erstere folgt sowohl hieraus wie aus jeder Kaufkraftsteigerung, welche, sei
es bei den höheren Klassen (wo sich die gesteigerte Kaufkraft mehr dem
Luxus statt erhöhtem Lebensmittelverbrauch zuwendet), sei es in
Fabrikhaushaltungen und Unternehmungen, sei es sonstwo im Rahmen der
Volkswirtschaft, entsteht; und ferner aus jener stufenweisen Belebung der
Produktion,
die
durch
Nachfrageerhöhung
nur
in
der
(rohstoffverbrauchenden) Industrie, nicht in der Landwirtschaft, erfolgt
und so die „Konjunktur“ erzeugt. Wenn solche Verbilligungen, welche
nicht Massenartikel betreffen, in der ganzen Bewegung vorherrschen, dann
werden sie auch weniger zur Hebung des Massenkonsums beitragen, als
vielmehr zur Kapitalisation und Ausdehnung der Produktion. In einem
solchen Falle (und er ist in der industriellen Sphäre wahrscheinlich der
typische) müssen die R o h s t o f f e a u c h f r ü h e r i m P r e i s
s t e i g e n a l s d i e L e b e n s m i t t e l . Fast ebenso muß der
K a p i t a l z i n s sich verhalten und der beengte Arbeitslohn muß bald
folgen. Alles dies trifft auf die gegenwärtige Teuerung zu und ist auch für
frühere Zeiten bekannt. Das ist aber (um einem Einwand vorzugreifen)
nicht doch wieder eine Erklärung der Teuerung aus der Konjunktur,
sondern aus der Preis V e r s c h i e b u n g , die nicht nur rechnerisch
unmittelbare Preissteigerungen der unverbilligten Produkte, sondern auch
eine Konjunktur (aus fortwährender, sich sphärenweise fortpflanzender
Kaufkraftsentbindung, Nachfragesteigerung) hervorruft. Ich führe die
folgenden besten erreichbaren Indexziffern in der Warengruppierung von
E u l e n b u r g
1
a n :
1
Franz Eulenburg: Die Preissteigerung des letzten Jahrzehnts, Vorträge der Gehe-
Stiftung, Leipzig 1912, S. 92 und 95.