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ausgedrückt: welche Waren verbilligt werden, von wo aus daher die
Verteuerungswelle ausgeht? Man kann hier folgendes unterscheiden: (1) Es
werden Massenverbrauchsartikel verbilligt; dann wird die Kaufkraft der
Massen unmittelbar erhöht; die Nachfrage (damit die Teuerung) wird sich
hauptsächlich auf Lebensmittel, kleine Wohnungen erstrecken. Dies ist die
günstigste Form der Teuerung, sowohl weil sie fast ganz von der Masse
nutzbar gemacht wurde, wie auch, weil sie am wenigsten durch eine
Konjunktur kompliziert und schließlich krisenhaft zu Ende geführt wird.
(2) Es werden Güterkeime (darunter im weitesten Sinn auch
Transportleistungen und Rohstoffe, z. B. durch Entdeckung neuer Lager)
verbilligt. Hier wirkt die Verbilligung zuerst auf die Wirtschaftshaushalte
der komplementären Gewerbe und Handelszweige als Anreiz zur
Ausdehnung ihrer Geschäftstätigkeit; je höher aber die Güterkeime liegen,
durch um so mehr Hände müssen sie gehen und um so abgeschwächter
wird schließlich die Verbilligung im Endprodukt erscheinen. Hier wird
also sowohl ein weit größerer Anstoß zur Ausdehnung der Produktion,
Nachfragebelebung, Aufschwung gegeben, während die Verbilligungen
den Konsumenten zugleich spät wie mager zu gute kommen. Hier ist die
Freiwerdung von Massenkaufkraft klein, aber die Kapitalbildung und
Konjunkturbewegung um so größer. So unterscheiden sich also die
Wirkungen je nach der Stelle, an welcher die Entbindung von Kaufkraft
erscheint: die Verbilligung kommt im Preis der Endprodukte rasch und voll
zum Ausdruck, oder der Verbilligungsgewinn verbleibt großenteils im
Schoß der Produzenten und seiner komplementären Produktions- und
Handelsgewerbe; im ersteren Falle dient er dem Massenkonsum, der
Hebung der nationalen Lebenshaltung, im letzteren Falle mehr der
V e r m ö g e n s - u n d K a p i t a l b i l d u n g , die zur „Konjunktur“
einerseits, zum Luxus andrerseits führt. Noch anders kann man die
Wirkung von Produktivitätsfortschritten diesbezüglich so gruppieren. Es
wird die Kaufkraft gestärkt: des Konsumenten durch Verbilligung der
Ware; des Produzenten durch erhöhten Gewinn bei Geschäftsausdehnung;
der Hilfsproduzenten durch erhöhte Beschäftigung; jener Produzenten, die
durch die erhöhte Nachfrage der freigewordenen Kaufkräfte zu
ergiebigeren Methoden übergehen, können neuerliche Verbilligungen
schaffen und so eine neue Konjunkturwelle (von einem neuen