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§ 10. Ausgliederung (Urkategorie)
Erläuterung zu Lehrsatz 1: Ganzheit hat die Weise
der Ausgliederung
I. Wesen der Ausgliederung
Da das Ganze als solches, an sich, kein Dasein hat, wird es in den
Gliedern geboren. Dieses in den Gliedern „Sich-Darstellen“, „Sich-
Vermitteln“, „Werden“, „Erscheinen“, „Wirklich- und Wirksam-
Werden“ des Ganzen ist der Inbegriff der Ausgliederung.
Die Ausgliederung folgt somit unmittelbar aus dem Begriffe
der Ganzheit; darum mußte sich uns schon oben bei der Erklä-
rung des Wesens der Ganzheit die „Ausgliederung“ als Elementar-
begriff aufdrängen. Wer von dem Begriff der „Ganzheit“ ausgeht,
muß notwendig mit dem Sich-Aufschließen der Ganzheit, das ist
der „Ausgliederung“ als der ersten Urweise beginnen.
Für die genaue Begriffsbestimmung der Ausgliederung ist es aber
notwendig, das „Wie“ der Ausgeburt des Ganzen in den Teilen zu
erkennen. Wodurch ist jenes „Sich-Aufschließen“, „Erscheinen“,
„Sich-Vermitteln“ oder „Geborenwerden“ des Ganzen in den Tei-
len bestimmt? Das ist die Frage, die sich hier erhebt. Da ist nun
zuvörderst
(1)
verneinend festzustellen, daß das Ganze niemals in Verein-
zeltem, niemals und in keiner Art stückweise in Erscheinung tritt.
Denn überall, wo wir einzelne Stücke sehen — das heißt Einzelne,
die selbständig, begrifflich voneinander unabhängig sind — finden
wir gerade, daß keine Ganzheit vorhanden ist. Im Steinhaufen, im
Geröll, in zufällig nebeneinander hergehenden Menschen, kurz
überall, wo „Haufen“, „Aggregat“, „Nebeneinander“, „Vielheit“,
„Anzahl“, Summe ist, dort ist in den „Teilen“ keine Ganzheit ge-
boren worden. Als erste, den Begriff der Ausgliederung verneinend
bestimmende Ein- / sicht ergibt sich daher: Ausgliederung ist
keine „Nebeneinander-Stellung“ oder „Zusammen-Stellung“, wel-
cher Art immer. A u s g l i e d e r u n g i s t d e r G e g e n b e g r i f f
g e g e n
Z u s a m m e n - S t e l l u n g
oder
„Häufung“,
„Sum-
mierung“, „Vielfachsetzung“; damit gilt ferner: A u s g e g l i e -