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ihr Wesen, nicht nur ihre äußere Gestalt bedingt. Erst dort ist Aus-

gliederung, wo die Gegenseitigkeit der Teile aktuierende, seinge-

bende Bedeutung hat. Herz und Lunge sind nicht nur formell ver-

bunden, sondern in ihrem Lebensinhalt, in ihren Verrichtungen

aufeinander hingeordnet und darum Seinsgrund füreinander; Kö-

nig und Bürger sind in ihren Leistungen oder Verrichtungsweisen

aufeinander hingeordnet, darum Seinsgrund füreinander; Mutter

und Kind, Feldherr und Krieger, Priester und Gläubige, Künstler

und Gemeinde sind in ihren Verrichtungen und Lebensinhalten auf-

einander und damit auf ein Ganzes hingeordnet und darum Seins-

grund füreinander.

Erst diese wechselseitige Gründung der Dinge ineinander, die sel-

ber nur Ausdruck ihrer Gründung im Ganzen ist, erst diese o n t o -

l o g i s c h e Hingeordnetheit, statt einer bloß formal-gestaltlichen

oder auch bloß äußerlich-teleologischen, bezeichnet das Wesen der

Ausgliederung.

Das Ganze wird demnach, so können wir als Ergebnis zusammen-

fassen, nicht auf solche Weise in seine Teile geschieden, daß das

Unterschiedene beziehungslos und wesenlos nebeneinander stünde

und gleichsam auseinanderfiele; es wird in den Teilen nicht stück-

weise, nicht in Vereinzeltem geboren; sondern das Ganze ist der

s c h ö p f e r i s c h e Seinsgrund der Glieder, in- / dem es in ge-

genseitig aufeinander angelegten, ineinander jeweils ihre unmittel-

bare Aktuierung findenden Gliedern in Erscheinung tritt.

Das Ausgegliederte oder „Glied“ ist nach den eben erlangten Be-

stimmungen etwas, was n i c h t f ü r s i c h g e d a c h t w e r -

d e n k a n n und darum auch dem Begriff nach für sich kein Sein

hat. Auch hier gilt es wieder, der Gefahr eines Irrtums auszuwei-

chen. Das Ausgegliederte kann:

(1)

insofern nicht für sich gedacht werden, als es Glied des Ge-

samtganzen ist und im Gesamtganzen seinen Seinsgrund findet; es

kann auch

(2)

nicht ohne die konkret mitausgegliederten Glieder gedacht

werden!

Das Herz ist undenkbar außerhalb des Körpers, des Gesamtgan-

zen, weil es ohne Lunge, Gefäßsystem, Blutsystem und so fort, kurz,

ohne jene mitausgegliederten Glieder, die mit ihm zusammen einen

handgreiflichen Gliederstaat bilden, undenkbar ist. Nicht ein ab-