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d e r t h e i t i s t d e r G e g e n b e g r i f f g e g e n Q u a n t i -
t ä t o d e r M e n g e
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Aufbauend gesehen, ist „Ausgliederung“ zuerst durch das auf-
einander Hingeordnet-Sein der Glieder bestimmt, durch die Set-
zung von Gliedern in g e g e n s e i t i g e r B e g r ü n d u n g , das,
was man ihre „Wechselseitigkeit“, „Abgestimmtheit“ nennt; kurz,
durch das Gegenteil von Vereinzeltheit und Stückhaftigkeit.
Diese Hingeordnetheit aufeinander kann man sich zunächst rein
zeichnerisch-gestaltlich klarmachen: Die Flächen des Kristalls, die in
ihrer Form und Lage aufeinander hinweisen, die Seiten eines Drei-
eckes bilden solche Beispiele. Für das vollkommene Verständnis der
„Ausgliederung“ ist es aber wichtig, festzustellen, daß diese bloß
formale, sozusagen zeichnerische Hingeordnetheit der Dinge aufein-
ander noch nicht genügt, um die Ausgliederung zu begründen. Hier
ist nämlich noch immer der Standpunkt möglich, daß durch die
Änderung eines Gegenstückes nur eine Beeinflussung der erstge-
gebenen Gestalt stattfindet, zum Beispiel durch Kleinerwerden einer
Kristallfläche die andern Flächen zwar größer werden, aber sie blei-
ben im Wesen immer, was sie sind. Dadurch können die einzelnen
Dinge, zum Beispiel jene Fläche, immer wieder als „Selbständige“
gefaßt werden, die wie Steine in einem Haufen herumliegen, nur
eigentümlich „verbunden“ mit andern! — Bei dieser Betrachtung
geht also der Begriff der Ausgliederung wieder verloren. Der Teil
wäre vor dem Ganzen und hinterdrein erst „verbunden“. Es ergäbe
sich die „Verbindung“, die ja nur Zusammen-Stellung ist, statt der
Ausgliederung. Oder im besten Falle: das Ganze würde in den Tei-
len s t ü c k w e i s e ge- / boren gedacht, was wieder zur Selb-
ständigkeit der Teile und zum Begriff der nachträglichen Verbin-
dung führt. Diese Anschauungsweisen erfassen nicht die Wesenheit,
sie sind bloßes Beschauen in Raum und Zeit, ein wichtiges Hilfs-
mittel, aber nicht mehr!
Um zu dem wahren Begriff der Ausgliederung vorzudringen, ist
es nötig, die formale Hingeordnetheit des Gegenstandes als eine
nebenher gehende Äußerlichkeit, als einen bloßen Nebenerfolg der
Ausgliederung zu betrachten und vielmehr die Gegenseitigkeit der
Teile als ihren
Seinsgrund
zu fassen, das heißt als einen Grund, der
1
Vgl. auch
unten
S. 97.