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Damit ist aber auch zugleich der Begriff des Gliedes bestimmt. Glied

ist daher nach den obigen Bestimmungsstücken nicht nur:

(a)

das äußerlich, formal-gestaltlich auf anderes Hingeordnete,

sondern auch

(b)

das ontologisch Hingeordnete, das heißt dasjenige, was in sei-

nem Sein durch das Sein des andern im Ganzen = durch Mitaus-

gliederung begründet ist, woraus folgt, daß jedes Glied nur als Mit-

Glied bestehen könne (Mitausgliederung = Seinswurzel);

(c)

jedes Glied ist als Träger der Ganzheit, besonders als Verrich-

tendes in der Ganzheit, das sinnvoll Bestimmte, dagegen nicht ein

„bestimmtes Mannigfaltiges“ schlechthin, also nicht ungeleitete

„Qualität“ schlechthin.

Das Ausgegliederte heißt Glied; die Bestimmtheit des Gliedes

heißt Gliedhaftigkeit oder Gliedlichkeit.

/

Die besondere Art der Gliedhaftigkeit einer Erscheinung bestimmt den Unter-

schied von der mechanischen Kausalität; daher: Rang gegen Kausalität, Art der

Vollkommenheit und Unvollkommenheit (zum Beispiel Richtigkeit der Wahr-

heit der Gliederstellung; Schönheit oder Häßlichkeit der Gestalt des Gliedes im

Ganzen).

Die Gliedhaftigkeit ist auch nach der besonderen Art des Enthaltenseins des

Gliedes im Ganzen gegeben, daher zugleich eine Rückverbundenheitskategorie.

Zusatz über den durch die Urweisen der Ausgliederung

sich

ergebenden

Begriff des Seins

Aus dem Gesagten ergibt sich, daß alles, was in der Ganzheit ist, ein gesetztes,

und zwar in Mitausgliederung gesetztes Sein ist. Es gibt damit

(r) kein l e e r e s S e i n , kein „Sein schlechthin“, kein Sein, das zu den

andern Eigenschaften der Dinge erst hinzukäme, kein „Sein“, das zum „Wesen“

hinzukäme, sondern nur erfülltes, nur ein vom Inhalt der Ganzheit bestimmtes

Sein.

(2) Es gibt aber auch kein f i x i e r t e s Sein. Denn es gibt nicht Dinge,

die selbst (für sich gesehen) sind, deren Sein, zum Beispiel eines Steines, auch

bestünde, wenn anderes Sein wegfiele; sondern es gibt nur solche Dinge, die

als Ausgegliederte einer Ganzheit und darum als Mitausgegliederte gesetzt, also

nicht fixiert, vielmehr in Gegenseitigkeit stets neu begründet sind. Der Begriff

jedes konkreten Seins ist damit

(a)

auf die Mitbegründung durch anderes Sein; und

(b)

auf die unaufhörliche Gesetztheit aus einem Höheren (einer Ganzheit) ge-

wiesen.

„Sein“ gibt es nur, wo etwas aus derselben Wurzel entspringt, aus der auch

anderes entspringt, das heißt ausgegliedert, gesetzt wird. Diese Gesetztheit ist

aber, wie sich später noch zeigen wird, Geschaffenheit. S c h a f f e n u n d G e -

s c h a f f e n w e r d e n t r i t t a n d i e S t e l l e v o n „ S e i n“. Es gibt nicht