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Von solchen Erscheinungen aus ergibt sich der allgemeine Begriff der „E i g -

n u n g der Elemente für das Leben“

1

— der sich allerdings von dem beur-

teilenden Standpunkte des Lebens aus ergibt, und i n s o f e r n befangen oder gar

„subjektiv“ bestimmt genannt werden darf. Aber diese „Eignung“, wenn sie

angenommen und nicht als Zufall der Atomwirbel betrachtet wird, bedeutet auch

dann mehr als die Verbindung der Zwecke lebendiger Subjekte mit der Natur,

sie bedeutet: daß ein g e g e n s t ä n d l i c h e r G e s a m t z u s a m m e n -

h a n g z w i s c h e n o r g a n i s c h e r u n d u n o r g a n i s c h e r N a t u r d a

i s t ; d a ß d i e b e i d e n g r o ß e n R e i c h e d e s L e b e n s u n d d e r

s o g e n a n n t e n l e b l o s e n M a t e r i e n i c h t „ z u s a m m e n g e r a t e n “

s i n d , s o n d e r n g e g e n s t ä n d l i c h z u s a m m e n g e h ö r e n , a u f e i n -

a n d e r h i n g e o r d n e t s i n d ! Die Hinordnung aufeinander zeigt aber je

nach ihrem geringeren oder größeren Zutreffen in der Natur Vollkommenheit an.

Und sie täte dies selbst dann, wenn nicht jene „Eignung“ sich nach dem Leben

bestimmte, sondern das Leben sich nach den „Bedingungen“ richtete, so etwa,

daß bei hohen Temperaturen Silikatmenschen entstünden. Auch dann wäre gegen-

seitige Hinordnung — Vollkommenheit in der Welt! Absolut vollkommenheitslos

könnte der Kosmos überhaupt nur dann gedacht werden, wenn seine Wirklich- /

keit ausschließlich in einem grauen Atomwirbel gesehen wird. Der Mensch, der

daran wahrhaft glaubte, müßte aber erst noch geboren werden.

II. Mineralogie

In der Kristallographie liegen Vollkommenheitsbegriffe vor in Begriffen wie:

Unvollständige Ausbildung der Kristalle („Unvollständigkeit“ nicht quantitativ

gedacht, sondern nach dem Ausgliederungserfordernis, nach dem Maßstab des

Gegenstandes selbst, also nicht etwa des ästhetischen Beschauers oder eines sub-

jektiven Zweckes, zum Beispiel dem des Goldschmiedes!); „abnorme Gestal-

tungen“ der Kristalle, „Unvollzähligkeit der Flächen“; „Wiederersatz“ verstüm-

melter Kanten, Flächen und Kristalle, ähnlich dem „Regenerationsvermögen“ der

Organismen, ein besonders deutlicher, durch den inneren Maßstab der Sache

bestimmter Vollkommenheitsbegriff; „Zinnpest“ als Analogie zu einer Krankheits-

erscheinung oder Unvollkommenheit

2

.

III. Biologie

Die Begriffe „Gesundheit und Krankheit“ — sind echte Vollkommenheits-

begriffe. Denn sie stammen nicht nur aus subjektiver Wertschätzung, könnte

1

Vgl. Lawrence J. Henderson: Die Umwelt des Lebens, Eine physikalisch-

chemische Untersuchung über die Eignung des Anorganischen für die Bedürf-

nisse des Organischen, deutsch von Robert Bernstein, Wiesbaden 1914.

2

Uber den Versuch einer A u s g l i e d e r u n g s o r d n u n g d e r N a -

t u r , die etwas Planmäßiges, also nicht Sinnfreies, darstellt, siehe mein Buch:

Naturphilosophie, Jena 1937 (= Ergänzungsbände zur Sammlung Herdflamme,

Bd 7), [2. Aufl., Graz 1963, Bd 15 der Gesamtausgabe].