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sonderen Weisen, Kategorien durchführt: d a r u m k a n n e s
a u c h n u r a u f d e r G r u n d l a g e v o n V o l l k o m m e n -
h e i t e i n S e i n u n d d e s s e n W e i s e n g e b e n .
Das will aber nichts weniger heißen als: a l l e S e i n s w e i s e n
s i n d o h n e h i n n u r s i n n v o l l e W e i s e n , a l s o g e -
s o l l t e W e i s e n . Jedes Sein ist, wie wir später sehen werden,
nicht nur Ausgliederung im allgemeinen, sondern zum Beispiel:
Ebenbildlichkeit, Leistung, Vermittlung und ist mithin nichts ande-
res als die B e s o n d e r u n g e i n e s s i n n v o l l e n G e h a l -
t e s o d e r S o l l e n s. Sind also die Seinsweisen nur als gesollte
Weisen denkbar, so folgt: das reine Wesen, die V o l l k o m m e n -
h e i t i s t d e r a l l g e m e i n e B e g r i f f , s i e S e i n s w e i s e n
s i n d s e i n e E r f ü l l u n g e n o d e r B e s o n d e r u n g e n .
Darum ist Vollkommenheit nicht eigentlich eine Kategorie, aber
das Prinzip der Kategorien; sie ist Urweise vor dem Sein, sie ist
die Grundlage der Seinsweisen, eher eine Vor-Kategorie zu nennen
denn selber eine Kategorie. Sinn, Wert, Sollen ist es, was sich im
Sein nach bestimmten Urweisen darstellt
1
.
Daher „begleitet“ bei uns nicht wie bei Thomas die Vollkommen-
heit alle Urweisen des Seins, in dem Sinne, daß beide nebeneinander
hergingen; sondern sie b e s t i m m t die Seinsweisen, und zwar
in dem genauen Sinne: daß das Gesollte oder reine Wesen in der
Seinsweise entweder erreicht wird oder nicht. Jede Seinsweise ist
also schon ihrer Natur nach eine arteigene Erfüllung von Vollkom-
menheit. Allerdings wird diese arteigene Erfüllung wieder in grö-
ßerem oder geringerem Maße erreicht, so daß darum der rein f o r -
m a l e Gesichtspunkt der Vollkommenheit noch neben der arteige-
nen Erfüllungsweise (Kategorie) Gültigkeit erhält.
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Wir unterscheiden folgende Vollkommenheitsformen:
1. Die s a c h l i c h e o d e r W e s e n s - V o l l k o m m e n h e i t
Die sachliche oder Wesens-Vollkommenheit, das ist die Vollkom-
menheit des Sachgehaltes der Ganzheit. Sie ist der dem jeweiligen
Glied oder Ganzen im Plane des höheren oder Gesamtganzen
zukommende Gehalt, der sachliche Wert, der in jeder Realität ruht.
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Weiteres darüber siehe drittes Buch, zweiter Abschnitt, III, S. 335 ff.