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die Lehre Platons und Aristoteles’, welche in den Ideen das inhalt-

lich Urgegebene besitzt.

Bei K a n t ist die Schwäche, weder einen Gegenstand überhaupt, noch auch

im besonderen den inhaltlich erfüllten Gegenstand, das So-Sein des Gegen-

standes, begreiflich machen zu können, offenbar. Die Stammbegriffe des Denkens

können in Wahrheit die inhaltliche Erfüllung des Gegenstandes nicht begreifen.

Darum ist ihm insbesondere seine Kategorie der Substanz eigentlich nur eine

„Hypostasierung“, das heißt eine Denkweise, die den Eigenschaften einen „Trä-

ger“ gibt, ohne diesen Träger inhaltlich bestimmen zu können. Für die ganz-

heitliche Auffassung dagegen ist die Ganzheit selbst Substanz, in ihr ist der

Gegenstand auch inhaltlich gegeben. Da, was ist, einem höheren Ganzen gegen-

über nur Glied ist, gibt es in der Dingwelt allerdings keine absolute Substanz;

dagegen eine in ihrer Selbständigkeit delegierte Substanz.

Dennoch muß bemerkt werden, daß bei Kant durch den dunklen Begriff

der „transzendentalen Affinität“ und durch die Kategorie der „Qualität“ eine

gewisse formale Möglichkeit inhaltlicher Bestimmung des Gegenstandes besteht.

Aber gerade „Qualität“ ist als Stammbegriff des Denkens ein Unbegriff. Denn

eine formale Weise kann nie zur inhaltlichen werden! Nur wenn im „Affizieren“

des „Dinges an sich“ ein Qualitatives mitgesetzt würde, wäre Qualität als ein

den Gegenstand aufbauender Stammbegriff des Verstandes möglich. Dann wäre

sie aber wieder keine Stammweise des reinen Denkens mehr, sondern bereits

eine solche „an sich“, eine solche des Seins.

Ohne Vorbehalt gilt unser Einwand gegen F i c h t e , d e r i n d e n f o r m a -

1 e n Schritten des Selbstsetzungsganges des Ich (nach dem Satz: „Das Ich setzt

sich selbst“), bestehend aus: A = A (Setzung), A : — A (Ne- / gation oder

Gegensatz = Gegenstand) und

A (Relation oder Wechselbestimmung von

Ich und Nicht-Ich) die Welt aufbauen wollte, wobei A das setzende Ich, — A

das gesetzte Nicht-Ich;

A die „Beziehung“ beider — die in der Gegensetzung

erst verwirklicht erscheint — nach dem Satz: „das Ich setzt mit dem Nicht-Ich

das Ich“ — bedeutet.

Am meisten gilt unser Einwand gegen H e g e l , der mit demselben formalen

Schema der Dialektik wie Fichte: Thesis, Antithesis, Synthesis (jedoch nicht als

Selbstsetzung des Ich, sondern als ontologischen Weltprozeß gedacht), den Inhalt

und Gang der Welt ableiten wollte und darum folgerichtig (wenn auch fälschlich)

mit dem leeren Sein begann.

In jeder Form zeigt sich der kühne Versuch, aus den Urweisen, die

grundsätzlich nur formal sein können, das Inhaltliche, Gegebene

abzuleiten, als undurchführbar. Die Urweise der Ebenbildlichkeit

fordert dagegen, daß jedes Ausgegliederte durch ein höheres Ganzes

inhaltlich bestimmt werde. I n h a l t s t a m m t v o n I n h a l t ,

so können wir diese Einsicht formulieren. Die inhaltliche Bestimmt-

heit des jeweils höheren Ganzen ist maßgebend für die inhaltliche

Bestimmtheit des niederen; damit gründet jeder wesensgemäße

Inhalt zuletzt in einem höchsten Ganzen, in Gott.