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Dasselbe zeigt sich im F r e i h e i t s g r a d (der lebendig machenden Eben-
bildlichkeit). Je freier, desto ranghöher.
Diese Beispiele lehren, daß „Rang“ eine notwendige, allen Dingen
zukommende Weise ist, nicht eine eigene Seinsweise, / aber eine
Vollkommenheitsweise im Sein. Warum notwendig allen Dingen,
ganz besonders aber den geistigen? Weil „Ding“ etwas nicht kraft
seiner zufälligen, einmal nun schlechthin vorhandenen Summe von
Eigenschaften ist, wie der Atomismus und Relativismus will; son-
dern w e i l d i e D i n g e S a c h g e h a l t n u r k r a f t i h r e r
E b e n b i l d l i c h k e i t h a b e n ; und weil sie darum mehr oder
weniger Ganzheitsnähe in jener Ganzheit, deren Glieder sie sind,
besitzen müssen. Denn, so zeigte sich, wenn Ebenbildlichkeit kein
Doppelgängertum, sondern mannigfache Ausgliederung bedeuten
soll, so muß auch kraft dieser Mannigfaltigkeit ein Mehr oder
Weniger an Ganzheitsnähe bestehen. Außerdem hat jede Ganzheit,
welcher die Glieder angehören, selbst wieder mehr oder weniger
Ganzheitsnähe in der höheren Ganzheit, der sie selbst wieder als
Glied angehört (zum Beispiel Pflanzen und Tiere im Pflanzen- und
Tierreich).
Das Maß des G a n z h e i t s g e h a 1 t e s g l i e d e r t
d i e D i n g e n a c h i h r e m R a n g .
„Rang“ ist daher keine subjektive Kategorie, sondern jene ob-
jektive, eine Vollkommenheitsweise, welche nach der Ebenbildlich-
keit an den Dingen selber offenbar wird! Die Versuche, den Rang
der Dinge zu bestimmen, können praktisch verschieden ausfallen,
sie werden subjektiv und geschichtlich mitbedingt sein, daher oft
weit abirren und voneinander abweichen; der Rang der Dinge
selber aber ist in der sachlichen Gliederung der Welt begründet und
nichts Subjektives noch Willkürliches.
Es ist nicht nur die früher erörterte allgemeine Gesolltheit aller
Dinge (Vollkommenheitskategorie), welche den Rang verlangt; es
ist auch der Bau der Dinge als Ganzheiten, welcher dieser Voll-
kommenheitskategorie eine Stätte bietet, sie gleichsam zur not-
wendigen Seinsannahme zwingt. Denn, um dies nochmals zu wie-
derholen, ein Ganzes k a n n nicht aus Gleichen gebaut sein
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was die Atomistiker verzweifelt allerdings zuletzt behaupten müs-
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Siehe oben S. 143 f. und 146 f.